Wien - Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass die auftauenden Permafrostböden den Klimawandel durch die Freisetzung von Treibhausgasen beschleunigen. Doch bisherige Modelle müssten nach Ansicht von Ko van Huissteden vom Department of Earth Sciences der Vrije University in Amsterdam auch die Entwicklung der Vegetation in den betroffenen Regionen berücksichtigen. Erobern Pflanzen vormals lebensfeindliche Gebiete zurück, könnte die Freisetzung der Treibhausgase kompensiert werden, erklärte der Forscher.

Schätzungen zufolge ist in arktischen Gebieten etwa doppelt soviel organischer Kohlenstoff in den Permafrostböden gespeichert, wie sich derzeit in der Atmosphäre befindet Wieviel davon tatsächlich in die Luft gelangt, wenn die Böden auftauen, ist offen - geht Schätzungen zufolge aber in Richtung zehn Prozent, so van Huissteden, der für seine Analysen in einer Forschungsstation im nordöstlichen Sibirien arbeitete.

Welcher Faktor überwiegt?

In den vergangenen dreißig Jahren habe sich die Anzahl der Tümpel in der Gegend um die Forschungsstation verdreifacht - ein Resultat der Klimaerwärmung. Das sei aus Satellitenbildern ersichtlich. Einige der Gewässer seien aber auch wieder verschwunden, da sie von Pflanzen überwuchert wurden, die von den gestiegenen Temperaturen profitieren. "So lange ein Tümpel aktiv ist, emittiert er sehr hohe Konzentrationen an Kohlendioxid und Methan. Wenn aber die Vegetation den Tümpel überwuchert, erhöht sich auch die Kohlenstoffaufnahme wieder", so van Huissteden. Das könne den CO2-Ausstoß drastisch reduzieren.

Es sei nun wichtig herauszufinden, wie schnell sich die Vegetation ausbreitet, um die Effekte zukünftig in Klimamodellen ausreichend berücksichtigen zu können. Eiszeitliche Permafrostböden seien "eine große Quelle für Treibhausgase", man müsse aber auch die ausgleichenden Effekte über die Zeit in den Modellen berücksichtigen, so van Huissteden. (APA/red, derStandard.at, 25.4.2012)