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Veränderte Luft- und Wasserströmungen lassen Schelfeisplatten vor allem in der Westantarktis zu Wasser werden.

Foto: Reuters/Mariano Caravaca

London/Wien - Es waren insgesamt 4,5 Millionen Messungen, die Forscher um Hamish Pritchard vom British Antarctic Survey mit Satellitenhilfe in der Antarktis vornahmen. Damit konnten sie erstmals die Veränderungen in der Dicke fast aller Schelfeisplatten dokumentieren, also der auf dem Meer schwimmenden Eisflächen, die mit Gletschern auf dem Land verbunden sind.

Von den 54 beobachteten Schelfeisplatten kam es bei 20 zu einer " Verdünnung" um einige Meter pro Jahr. Als Konsequenz flosst tonnenweise Eis der Gletscher ins Meer. Doch was sind die Gründe für die Eisschmelze, die vor allem rund um die westantarktische Halbinsel dokumentiert werden konnten?

Pritchard und seine Kollegen aus Großbritannien, den USA und den Niederlanden behaupten nun in der aktuellen Ausgabe der britischen Wissenschaftszeitschrift "Nature", dass das Abschmelzen vor allem durch die vom Klimawandel veränderten Windströmungen zustande komme.

Konkret berichten die Forscher, dass die Winde die Stärke und die Richtungen der Meeresströmungen verändert haben. Und das wiederum würde bewirken, dass das Schelfeis nicht nur von warmen Winden an der Oberfläche, sondern auch von warmen Meeresströmungen von der Unterseite her geschmolzen werde.

"Überall dort, wo das Schelfeis vom Meer her geschmolzen wird, schmelzen auch die Gletscher an Land schneller", erklärt Pritchard. Und es sei diese Beschleunigung, die hauptsächlich für die fortschreitende Eisschmelze auf dem Kontinent verantwortlich.

Die Forscher hoffen, dass sie in Zukunft mit ihren Erkenntnissen genauere Prognosen über das Ansteigen der Meeresspiegel machen können. " Wir sollten dazu nicht nur in den Himmel über der Antarktis blicken, sondern auch in das umliegende Meer", resümiert Pritchard. (tasch, APA/DER STANDARD, 26.4. 2012)