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Auf der Hausbank wärmt die Sonne. Der Fluss plätschert. Die Katze reibt sich am Hosenbein.

Einatmen, ausatmen. Alles wird gut. Mit den Kräften haushalten. Keine sinnlosen Aufregungen. Was man nicht ändern kann, soll einen nicht jucken. Die gute frische Luft genießen. Auf der Hausbank wärmt die Sonne. Der Fluss plätschert. Die Katze reibt sich am Hosenbein. Will sie Liebe oder Futter? Was für eine Frage. Von den Katzen muss man lernen! Die Traktoren im Dorf erzählen fröhlich knatternd davon, dass das Leben weiter seinen Gang geht. Drüben im Stall murren die Kühe, dass auch sie ein Anrecht auf die Freiheit in der schönen Natur haben. Nur eine einsame Motorsense stemmt sich gegen die Idylle und schneidet Dissonanzen in den Frieden. Frieden ist immer trügerisch. Trotzdem ist es schön hier. Ja, wirklich, schön ist es hier. Nun aber geht es zu Ende. Nicht ganz, oh, nein. Nennen wir es Tanzpause, Innehalten, Kräftetanken. Gleich hört die Musik auf. Die Essenbons müssen aufgebraucht werden. Das Showhemd kratzt, die Schuhe drücken.

Einatmen, ausatmen. Alles wird gut. Der Schrotthund des Nachbarn humpelt vorbei. Heute ist ein Glückstag, er hat das Gartentor nicht markiert. Was für ein liebes Tier. Überhaupt sind alle Tiere hier unsere besten Freunde. Die Hühner schenken uns Eier, die Kühe die ratternde Güllepumpe. Sie erspart uns den Blick auf die Uhr. Wenn sie ertönt, ist es morgens wie abends immer halb acht. Umgelegt auf das Leben bedeutet das, dass es nie ganz zu spät ist. Da geht noch was.

Einatmen, ausatmen. Alles ist gut. Das ist das Ende. Das ist das Ende neu. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 27.4.2012)