DER STANDARD: Wann haben Sie begonnen, auf Dächer zu klettern?

Tom Ryaboi: Ich bin schon immer auf alles raufgeklettert, was ich erwischen konnte. Zuerst auf den Sessel, dann den Tisch, dann den Kühlschrank. Mit ungefähr fünf Jahren machte ich auf Zäunen und Bäumen weiter. Mit 13 machte ich Bekanntschaft mit den Mädchen, und das Klettern verschwand aus meinem Leben. Erst 2007, als ich 23 war, entdeckte ich meine Liebe zur Höhe wieder. Ich begann zu fotografieren und suchte eine gute Perspektive, so bin ich auf die Baustelle eines Hochhauses geklettert. Und da war sie wieder, die Faszination. Seitdem bin ich ein Rooftopper.

DER STANDARD: Kennen Sie andere Leute, die ähnliche Aufnahmen machen?

Tom Ryaboi: Ja, ich bin nicht der Einzige. Es gibt Rooftopper auf der ganzen Welt. Die größten Communities außer in Toronto gibt es in Seattle, Boston, London, Moskau und Melbourne.

DER STANDARD: Warum, glauben Sie, ist Rooftopping so in Mode? Geht es um die Gefahr?

Tom Ryaboi: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, es liegt im Moment im Trend, weil es eine Menge talentierter Leute gibt, die erstaunliche Fotos machen. Beim Rooftopping ging es nie darum, Menschen in gefährlichen Situationen zu zeigen, das sind die Medien, die darauf fokussieren.

DER STANDARD: Was tun Sie für Ihre Sicherheit auf dem Dach?

Tom Ryaboi: Das Übliche.

DER STANDARD: Arbeiten Sie allein?

Tom Ryaboi: Nein, normalerweise gehe ich nicht allein hinauf. Ich habe das Glück, in einer Stadt mit vielen talentierten Rooftoppern zu leben, also muss ich nicht allein arbeiten. Als ich damit begonnen habe, waren da nur ich und ein anderer. Heute gibt es mehr als zwanzig Rooftopper allein in Toronto.

DER STANDARD: Was hält Ihre Mutter von Ihrer Arbeit?

Tom Ryaboi: Sie ist mein größter Fan. Aber auch sehr besorgt. (Tanja Paar, Rondo, DER STANDARD, 26.4.2012)