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Der Sturm an den europäischen Aktienmärkten hält an.

Foto: APA/Pleul

Seit 2010 fegt ein Sturm über die europäischen Anleihenmärkte. Griechenland, Portugal und Irland mussten mit Geldern von ihren europäischen Partnern gerettet werden, die Europäische Zentralbank hat 214,2 Milliarden Euro an Staatsanleihen strauchelnder Euroländer gekauft, um das Schlimmste zu verhindern und Griechenland wurde als erstes Industrieland seit 1948 umgeschuldet.

In dieser chaotischen Phase hätten aktive Fondsmanager genug Chancen gehabt, ihren Anlegern einen Mehrwert zu liefern, etwa indem frühzeitig Anleihen aus den stark verschuldeten Ländern abgestoßen und im Gegenzug deutsche Bundesanleihen gekauft wurden. Oder um von der Erholung irischer Bonds seit dem Sommer 2011 zu profitieren. Doch das ist nicht vielen gelungen, zeigen Daten des Fondsdatendienstes Lipper. Von den 66 Fonds mit designiertem Fokus auf Euro-Staatsanleihen, die in Österreich zum Vertrieb zugelassen sind, konnten nur 22 Produkte zwischen Anfang 2010 und Ende März 2012 mehr Rendite als der Index schaffen.

Messlatte

Der Barclays Capital Euro Treasury Bond Index als Messlatte legte in dieser turbulenten Zeit 7,89 Prozent zu (Kupons miteingeschlossen). Der durchschnittliche Fonds kam nach Kosten auf 6,5 Prozent. Am besten abgeschnitten hat der Fonds 3 Banken Long Term Eurobond. Seit dem Beginn der Turbulenzen in der Eurozone hat der Fonds 16 Prozent Ertrag gebracht, knapp zehn Prozentpunkte mehr als der durchschnittliche Manager. Fondsmanager Andreas Haselberger betont, dass der Fonds lediglich in die Euro-Kernländer investiert war. "Es war eine bewusste Entscheidung in diesem Fonds auf die Länder der Peripherie zu verzichten," so Haselberger.

Daran halte man fest. "Es ist noch nicht die Zeit gekommen, in die Peripherie zu investieren," so Haselberger. Aber wenn sich die Situation entspanne, könnten Papiere aus Spanien oder Italien zur Beimischung dienen.

Dabei spielt der Zugang des Fondsmanagement eine wichtige Rolle. "Wir wollten uns nicht an eine Benchmark binden", sagt Haselberger. In den großen Anleihenindizes haben auch Ländern mit höheren Spreads deutlich spürbare Gewichte. Das zeigt auch ein Blick auf passive Investmentvehikel wie den iShares Capital Euro Treasury Bond ETF. 22,7 Prozent des Fonds sind in Italien veranlagt, 10,4 Prozent in Spanien. Diese Positionen machen den Fonds volatiler, dafür hat er laut iShares aktuell eine Bruttoverzinsung von fast vier Prozent. Angesichts von zehnjährigen deutschen Zinssätzen von unter zwei Prozent verlockend hoch.

Genau hinsehen

Diese Unterschiede zeigen Anlegern, dass sie bei einer Euro-Staatsanleihenstrategie genau hinsehen müssen. Je nachdem, welche Länder in dem Portfolio gehalten werden, ist das Risikoniveau auch ein anders. Aber auch die Laufzeiten spielen eine Rolle. Lang laufende Papiere bringen höhere Renditen. In der Vergangenheit haben sie hohe Kapitalgewinne gebracht, weil die langfristigen Zinsen in Deutschland oder Österreich stark gefallen sind.

Doch gerade von der Zinsseite ortet Haselberger wenig Gefahr für seine Strategie. In seinem Fonds hält er fast ausschließlich lang laufende Staatsanleihen. Diese bergen ein Risiko, das Zinsänderungs- oder Durationsrisiko. Steigen die kurzfristigen Zinsen, die von den Notenbanken gesetzt werden, verlieren lang laufende Papiere an Attraktivität. Doch dafür sieht Haselberger wenig Anzeichen. Die schwache Konjunktur mache es "äußerst unwahrscheinlich, dass die EZB die Zinsen schnell anhebt". (Lukas Sustala, derStandard.at, 26.4.2012)