Ulrich Bez, seit zwölf Jahren Garant für die Erfolgsgeschichte Aston Martin. Davor verantwortete er bei BMW den Z1, bei Porsche die Entscheidung, den 911 als Rückgrat der Firma zu definieren, und Daewoo (heute Chevrolet) verhalf er mit dem Matiz zum Durchbruch.

Foto: Regine Hendrich

Ansichten des neuen Showrooms in Wien.

Foto: Aston Martin
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Gruppenbild mit Dame (v. li.): Ulrich Bez, daneben Anja Frey-Winkelbauer sowie Friedrich Frey Vater und Sohn.

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Man kann das jetzt nicht so sehen, weil die Tische und Stühle zur Eröffnungsfeier die Sicht verstellen, aber wenn sie dann weggeräumt sind und stattdessen exquisite Aston Martins die lichtluftige Halle besiedeln, dann wird auch der viele helle Travertin richtig zur Geltung kommen, der hier am Boden verlegt wurde und sogar mancherorts die Wände hochklettert.

"Hier" ist der neue Schauraum von Aston Martin Wien, situiert in der Faradaygasse 2 im 3. Bezirk am Arsenal, von Toyota Frey wurde dazu extra ein großer Bereich separiert, und die Geschäftsführung - Anja Frey-Winkelbauer, Friedrich Frey - des Importeurs dieser mobilen Leckereien, British Luxury Cars, blickt zur Eröffnung sichtlich mit Stolz und Freude auf das neue Betätigungsfeld.

Freunde in Österreich

Mit 3000 m² Fläche, wovon besagter travertinisierter Schauraum allein 1200 m² ausmacht, ist dies zugleich die größte Repräsentanz der Sportwagenmarke, jedenfalls in Europa, und wenn Firmenchef Ulrich Bez meint: "Ich weiß, dass wir viele Freunde in Österreich haben", no na, wo hat diese Marke denn keine, dann ergänzen die Geschwister Frey dies mit dem Zusatz, dass (von) hier auch Kunden aus den Ostmärkten "intensiv betreut" werden sollen. Im Volljahr rechnet British Luxury Cars jedenfalls mit 40 bis 50 verkauften Aston Martins, ca. ein Prozent der gegenwärtigen Jahresproduktion.

Das andere, direkte Engagement der Marke in Österreich, die Produktion des Rapide bei Magna in Graz, läuft hingegen im Juli aus. Bez holt die Produktion heim ins Stammwerk Gaydon, bekräftigt aber zugleich, Graz sei " erste Adresse", wenn man für eine künftige neue Baureihe über zusätzliche Kapazitäten sprechen müsste.

Ist deren Finanzierung erst mal gesichert, kann man sich gut ausmalen, was auf die betuchte Klientel dieser Welt losgelassen werden soll: ein großes SUV- bzw. Crossover-Modell - die mächtige, auf dem Mercedes GL basierende Lagonda-Studie vom Genfer Salon 2009 zeigte das Wie und das Was, das Warum erläuterte der ebenso sympathische wie erfolgreiche Chef der Traumwagenschmiede im Gespräch mit dem Standard mit den Worten: " Weil ich der Überzeugung bin, das ist das richtige Konzept am exklusiven Luxusmarkt" - und damit, dass alle anderen exquisiten Automobilkonfektionäre ebenfalls in diese Richtung dächten, Bentleys Studie EXP9F, heuer in Genf vorgestellt, unterstreicht Bezens These.

Da die Wiederbelebung einer neuen Marke (Lagonda) nicht aus dem Cashflow von Aston Martin bezahlt werden kann, braucht es Geldgeber. Allerdings hat die Zurückhaltung von neuen Investoren während und nach der Finanzkrise den Projektstart bisher gebremst, "aber ich bin optimistisch, dass wir das hinkriegen. Wir stehen nicht unter Zeitdruck." Ob man dann technisch mit Mercedes kooperieren werde, wie sich aus der Studie schließen ließe? "Das ist nach wie vor eine Option."

Technische Kooperation

Bei den Motoren geistern auch immer wieder Gerüchte herum, die Engländer müssten sich einen potenten, wohl deutschen, Partner anlachen, denn seit Ford 2007 ausgestiegen ist und die Technik-Verträge 2015 endgültig auslaufen, gilt die Firma als zu klein, so eine Aufgabe selbst zu stemmen.

Dem erteilt Bez eine Absage. Der Zwölfzylinder bleibe noch bis mindestens 2020, "mit wesentlichen Verbesserungen in Richtung Leistung, Verbrauch und auch abgasseitig", Stichworte: variabler Ventiltrieb, Zylinderabschaltung. Beim Achtzylinder "sieht's ein wenig anders aus". Da müsse man sich aber auch ansehen, wohin der Trend gehe, Downsizing etwa. Präferenz sei eine eigene Entwicklung, "weil wir glauben, wir haben die Kompetenz". Aber es sei "nach wie vor auch eine Möglichkeit", ein Aggregat zuzukaufen und es nach eigenen Bedürfnissen weiterzuentwickeln. "Punkt."

Ansonsten verlässt man sich offenbar auf die Möglichkeiten, welche die Zulieferindustrie eröffnen - Bez: "Der Zulieferer liefert heute alles. Man zahlt zwar etwas mehr, aber für ein exklusives Produkt ist das nicht so entscheidend, ob ich fünf Prozent mehr bezahle für ein Basisbauteil." So könne man zurückgreifen auf modernste Getriebetechnik von ZF, und hinsichtlich Elektrik "kann ich von Bosch alles kriegen, was ich brauche. Da muss ich nicht zu anderen Autoherstellern gehen - insofern gibt es diesen Zwang nicht."

Bei Aston Martin macht Bez heuer das Dutzend voll, vor zwölf Jahren hat der 1943 geborene (und bis heute angenehmerweise als solcher unüberhörbare) Schwabe das Steuer herumgerissen und fest in der Hand, die gesamte Branche schätzt ihn für diese Leistung. Die Firma selbst wiederum befindet sich im 100. Jahr der Existenz, am 15. Januar 2013 steigt eine große Geburtstagsparty, und zudem will man zweierlei: weiter wachsen und dennoch exklusiv bleiben.

Stellt sich die Frage, wo Exklusivität stückzahlmäßig endet. Bentley hat kürzlich die diesbezügliche Schätzung für sich mit 15.000 angegeben und damit auch das künftige Absatzziel neu definiert. Aston Martin verkaufte im Vorjahr 4200 Autos, 7400 waren es im absoluten Rekordjahr 2007.

Das Thema, meint Bez, müsse man global sehen. "Wenn ich hier in Wien 500 Autos pro Jahr verkaufen würde, würde ich meinen, das ginge schon an die Grenzen der Exklusivität." Allerdings gebe es allein in China 20 Zehn-Millionen-Städte, da dauere es noch lange bis zu einer Sichtbarkeit wie etwa in London. Aber selbstverständlich "sind wir von den global vertretenen Marken die exklusivste. Bentleys gibt's heute weltweit geschätzt etwa 120.000, ebenso viele Rolls-Royces, 110.000 Ferraris, 1,5 Millionen Porsches - und es gibt nur 60.000 Aston Martins."

Der DB5 von "Goldfinger"

Lediglich bei James Bond ist die Marke eher überrepräsentiert. Auch beim neuen 007 ist man mit von der Partie, wie man hört, mit dem DB5 von Goldfinger, dem Originalauto des damaligen Films. Ob Aston und Bond zusammenpassen? Ja doch, denn Bond sei "Best of British", also müsse dies auch auf Technikseite gewährleistet sein, auch bei den Autos, und hier gelte, sonnenklar - und, weil's so schön klingt, phonetisch festgehalten: "Äschtn Maddin ist wie Bond: Bescht of British." (Andreas Stockinger, Automobil, DER STANDARD, 26.4.2012)