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Die ÖBB haben noch eine Menge Arbeit vor sich.

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Wien - Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben 2011 das blutrote Ergebnis des Vorjahres deutlich verbessert: Der Vorsteuerverlust (EBT) machte im vergangenen Jahr "nur" mehr 28 Millionen Euro aus - nach einem Minus von 329 Millionen Euro im Jahr davor. Der Hauptteil der Verbesserung kam aus der Güterverkehrsparte, wo einmalige Faktoren, aber auch bessere Geschäfte und Kostensenkungen positiv zu Buche schlugen. "Wir sind noch längst nicht über den Berg", erklärte ÖBB-Holdingvorstandschef Christian Kern am Donnerstag. "Die Kostensenkungsprogramme müssen mit aller Konsequenz fortgesetzt werden", die weiteren Reformschritte würden schwieriger als die bisher gemachten.

2012 will Kern trotz geringerem volkswirtschaftlichem Wachstum den Verlust weiter reduzieren und "nahe an die Nulllinie" kommen.

Einmaleffekte

Hauptsächlich wegen des Wegfalls hoher Abschreibungen und anderer Einmaleffekte (Senkung des Schienenbenützungsentgelts, Forint-Kurs), aber auch Kostensenkungen hat sich das Vorsteuerergebnis der Rail Cargo Austria (RCA) um rund 300 Millionen Euro auf minus 48,6 Millionen Euro deutlich verbessert. Zu den Einmaleffekten habe es aber massive Produktivitätsverbesserungen/Einsparungen gegeben. Die Tonnenkilometer seien darüber hinaus auf ein neuen Rekordwert geklettert und die verwendeten Züge hätten um sechs Prozent mehr beladen werden können, sagte Kern. Rund 85 der 300 Millionen Ergebnisverbesserung seien operativ bzw. aus Managementleistungen erzielt worden.

Teilkonzerne operativ positiv

Alle Teilkonzerne hätten operativ positiv bilanziert, hieß es bei der Bilanzpressekonferenz. Nach der Abgabe von Bahnlinien an Niederösterreich steigerte der Personenverkehr seine Umsatzerlöse um zwei Prozent auf 1,75 Milliarden Euro, die Zahl der Bahnreisenden ging dagegen leicht auf 209 Millionen zurück. Die RCA machte 2,51 nach 2,41 Milliarden Euro Umsatz (+4 Prozent). Die Umsätze der ÖBB-Infrastruktur betrugen 2,11 Milliarden Euro (2,15 Milliarden Euro). Der Gesamtkonzern setzte 2011 6,25 Milliarden nach 6,1 Milliarden Euro um.

Starker Personenverkehr

Beim Personenverkehr sei angesichts des hohen Benzinpreises das Interesse für einen Umstieg auf die Bahn groß, so Kern. Seit September 2011 haben die ÖBB 800.000 Tickets verbilligt per Internet verkaufen können, was die Auslastung der Züge verbessert habe. Man rechnet damit, dass heuer bis zur Jahresmitte die Zahl der "Sparschiene-Tickets" eine Million betragen wird. Die Fortsetzung der Aktion steht aber offenbar noch nicht fest. Konkurrent Westbahn verkauft Fahrkarten deutlich unterhalb der regulären ÖBB-Tickets, aber zu einem Fixpreis. Für das heurige Jahr rechnen die ÖBB mit Ergebnisverschlechterungen von 30 Millionen Euro als Folge des Sparpakets der Regierung.

Unter 40.000 Mitarbeiter

Die personelle Abschlankung des Konzerns gehe schneller voran als geplant und werde im heurigen Jahr wahrscheinlich die 40.000 Mitarbeitermarke unterschreiten - eine Marke, die sich das Management eigentlich für 2015 vorgenommen hat. "Das Ausschlaggebende sind die Personalkosten, die 40.000 Mitarbeiter sind eigentlich eine symbolische Zahl."

Im vergangenen Jahr hat sich die Mitarbeiterzahl im ÖBB-Konzern um rund 1.600 Personen verringert, darunter Pensionierungen, natürliche Abgänge und auch "einige hundert" Kündigungen. Rund 1.900 Mitarbeiter - "mehr als die allermeisten Betriebe Mitarbeiter haben" - seien innerhalb des Konzerns auf einen anderen Arbeitsplatz gewechselt, sagte Kern. Im Rahmen von Verwaltungsumstellungen sollen im heurigen Jahr rund 400 Stellen beim Overhead eingespart werden.

"Nicht die Heilsarmee"

Preiserhöhungen - über die bevorstehende des Verkehrsverbunds Ostregion (VOR) hinaus - wollte Kern am Donnerstag nicht ausschließen (aber auch nicht ankündigen): "Am Ende des Tages sind wir nicht die Heilsarmee." 2015 wollten die ÖBB die Fremdkapitalkosten verdienen. "Wir sitzen jedenfalls nicht in der Gegend herum und leben vom Manna der Steuerzahler."

Trotz der optimistischen Aussagen für das Gesamtjahr 2012 hat die ÖBB im 1. Quartal mit massivem Gegenwind kämpfen müssen - vor allem im Güterbereich. Speziell das Geschäft nach Süden/Südosten sei "eingebrochen."Hoher Spritpreis macht Hoffnungen für Personenverkehr

Weniger Eigenkapital

Wegen des Jahresverlustes, aber auch Bewertungseffekten hat sich das Eigenkapital der ÖBB im vergangenen Jahr um 108 Millionen Euro verringert. Die Bahn war am Kapitalmarkt Ende 2011 mit etwa 17,5 Milliarden Euro verschuldet und in den nächsten Jahren wird sich die Verschuldung - wegen der massiven Bauvorhaben - um jährlich 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro erhöhen. Schon 2011 zahlten die ÖBB 695 Millionen Euro Zinsen. Die durchschnittliche Verzinsung beträgt laut CFO Halbmayr vier  Prozent.

Obwohl mehr Eigenkapital den Reformkurs erleichtern würde, "beschäftigen wir uns derzeit nicht mit einer Initiative zur Eigenkapitalerhöhung", erklärte Kern. In der Bilanz 2011 weist die ÖBB lediglich 1,37 Milliarden Euro Eigenkapital aus - sechs Prozent der Bilanzsumme.

Wiener Hauptbahnhof bis Lainzer Tunnel

Die Bundesbahnen werden heuer eine Reihe von neuen Bauprojekten in Betrieb nehmen: Am neuen Wiener Hauptbahnhof sollen ab Dezember 2012 die ersten Züge abgefertigt werden, in Wien wird der Lainzer Tunnel erstmals befahren und der viergleisige Ausbau der Strecke von Wien nach St. Pölten wird fertig. Dazu soll die sogenannte "Serviceoffensive" im Personenverkehrsbereich fortgesetzt werden, um mehr Fahrgäste anzulocken. Im vergangenen Jahr hätten Pünktlichkeit und Catering, aber auch die Qualität der Waggons verbessert werden können, sagten die ÖBB-Holdingmanager. (APA, 26.4.2012)