Wien - Die von der Politik angestrebten Einsparungen von zwei Milliarden Euro im Spitalsbereich könnten durch verstärkte Zusammenarbeit im Gesundheitswesen erzielt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) im Auftrag der Vinzenz-Gruppe, die am Donnerstag präsentiert wurde. Diese Potenzial könnte nicht nur ohne Einschränkungen für die Patienten erzielt werden, es könnte damit sogar die Qualität der Versorgung verbessert werden, meinten IHS-Experte Thomas Czypionka und Michael Heinisch, der Geschäftsführer der Vinzenz-Gruppe, in einer gemeinsamen Pressekonferenz.
Laut der Studie können auch kleine Spitäler wirtschaftlich effizient arbeiten, wenn Kooperationsmodelle umgesetzt werden. Dies sei dann auch eine Alternative zur Schließung von Standorten, betonte Heinisch. So könnten kleine Spitäler in Krankenhausverbünden beispielsweise jene Leistungen bündeln, die nicht direkt mit der Behandlung der Patienten zu tun haben - also etwa gemeinsame Labors und Radiologien sowie Einkauf, Wäscherei, Reinigung und weitere Leistungen. Dadurch entstehen "virtuelle Großspitäler", die wirtschaftlich wie ein großes Einzelspital funktionieren, aber auf mehrere Standorte verteilt sind. "Aufgrund ihrer Größe bleiben diese kleineren Spitäler für Patienten und Mitarbeiter überschaubar und ermöglichen eine persönliche Betreuung", betonte Heinisch.
Abstimmung kleinerer Krankenhäuser
Zusätzlich könnten in diesen Verbundlösungen kleine Krankenhäuser ihre Leistungsspektren aufeinander abstimmen und sich auf gewisse Krankheiten oder Bevölkerungsgruppen spezialisieren. "Verbundeffekte lassen sich auch durch Spezialisierung und optimale Verteilung der Aufgaben erreichen, sodass Zusammenlegungen zu Großspitälern nicht in jedem Fall notwendig sind," meinte Czypionka.
Als Beispiel einer bereits funktionierenden Kooperation führte Heinisch die fünf Spitäler seiner Vinzenz-Gruppe in Wien an. Das Orthopäische Spital Speising, des St. Josef-Spital, das Krankenhaus Göttlicher Heiland, das Herz-Jesu-Spital und jenes der Barmherzigen Schwestern hätten bereits Spezialisierungen vorgenommen und alles zentralisiert, was der Patient nicht unmittelbar spürt. Durch die damit erfolgte Schaffung eines "virtuellen Spitals" habe man bereits rund acht Millionen Euro pro Jahr eingespart.
Einsparungspotenzial durch Spezialisierung
Laut der IHS-Studie liegt das Einsparungspotenzial in Österreich durch Spezialisierung und Arbeitsteilung im stationären Bereich der Spitäler sowie Nutzung von Verbundeffekten bei 795 Mio. Euro. Durch Zusammenarbeit bei nichtmedizinischen Leistungen (Verwaltung, Wäsche, Küche, Reinigung etc.) könnten weitere 430 Mio. Euro hereingebracht werden. Verbesserte Zusammenarbeit in der ambulanten Versorgung ("Ambulante Operationen", geringere Liegedauer von Patienten etc.) könnten 278 Mio. Euro einsparen. Verlagerung von stationären Aufenthalten zu Eintagesaufenthalten könnten 95 Mio. Euro bringen, eine verstärkte Zusammenarbeit in der Nachbetreuung von Patienten 128 Mio. Euro sowie eine Reduktion nicht notwendiger präoperativer Diagnostik 19 Mio. Euro. Mit der Errichtung von Medizinischen Versorgungszentren (etwa Gruppenpraxen, in denen auch Ärzte angestellt werden können) könnten 294 Mio. Euro eingespart werden. Czypionka betonte, dass es sich bei diesen Beträgen um Richtgrößen handelt, die sich aufgrund von nationalen und internationalen Vergleichen ergeben. (APA, 26.4.2012)