In rissigen Felsen wie diesem haben Organismen eine gute Chance längere Zeit auf dem Mars zu überleben, wie Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in einem Experiment nachweisen konnten.

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In der Marssimulationskammer bildeten die Wissenschafter die Zusammensetzung von Atmosphäre, Boden, Temperatur und solare Oberflächenstrahlung auf dem Planeten nach.

Foto: DLR (CC-BY 3.0)

Wien - Irdische Lebewesen kommen mit den Bedingungen auf Oberfläche des Mars offenbar gut zurecht. Forscher vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigten in einem Experiment, dass Flechten, die an extremen Standorten in den Alpen und der Antarktis leben, sich auch an das Klima auf dem Roten Planeten anpassen und dort überleben können. Dies legt einerseits nahe, dass auf dem Mars außerirdisches Leben existieren könnte. Andererseits bestätigt es die Gefahr einer Kontamination der Marsoberfläche durch mögliche künftige Missionen mit Organismen von der Erde.

Gemeinsam mit Kollegen hat Jean-Pierre Paul de Vera vom DLR in einer Simulationskammer Marsbedingungen nachgebaut und beobachtet, wie sich dies auf Flechten und Cyanobakterien auswirkt. Innerhalb eines Monats hätten sie sich angepasst und ihre Photosyntheseleistung gesteigert, berichtet de Vera am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Rahmen der Generalversammlung der Europäischen Geowissenschaftlichen Union (EGU) in Wien. Auch am Mars selbst könnten sie überleben, meinte der Wissenschafter, wenn sie in Ritzen, Rissen und kleinen Höhlen vor UV-Strahlung geschützt sind.

Nachgebauter Mars

Eine Atmosphäre aus Kohlendioxid und Stickstoff mit nur Spuren von Sauerstoff, einen Luftdruck von gerade einmal sechs Tausendstel von dem auf der Erde und Temperaturschwankungen von minus 50 bis plus 23 Grad Celsius mussten die Flechten und Cyanobakterien 34 Tage lang in der Simulationskammer überstehen. Auch Marsgestein bauten die Forscher anhand von Analysen nach, die Mars-Rover der amerikanischen Raumfahrtsbehörde (NASA) vom Roten Planeten zur Erde gefunkt hatten. Das Ergebnis: "Die irdischen Mikroorganismen betreiben selbst unter diesen schwierigen Bedingungen Photosynthese", so de Vera.

Vor allem in kleinen Rissen und Ritzen hätten sich die Flechten als Überlebenskünstler erwiesen. "Sie passten sich an die künstliche Marsumgebung an und zeigten eine Aktivität, wie sie auch in ihrer natürlichen Umgebung, beispielsweise der Antarktis, erreicht wird", so de Vera. Er hält es durchaus für möglich, dass man in Nischen im Marsboden Lebewesen finden kann. Mit Blick auf mögliche künftige Missionen zum Mars betonte der Wissenschafter: "Man muss extrem vorsichtig sein und keine irdische Lebensformen auf den Mars bringen. Sonst könnte man damit den Planeten kontaminieren."

Jupitermonde mit Potenzial

Doch nicht nur auf dem Mars, sondern auch auf Monden der Gasriesen Jupiter und Saturn suchen Forscher nach Lebenszeichen. Das sogenannte "Chaos Terrain" auf dem Jupitermond Europa sehe mit seinen Eisblöcken, Rissen und Eisklippen dem Eismeer der Arktis ähnlich, so Britney Schmidt vom Institut für Geophysik der Universität Texas (USA). Und den Ozean darunter hält sie "für einen interessanten Platz, um nach Lebewesen zu suchen", sagte die Forscherin.

Neben Europa will Michele Dougherty vom Imperial College in London auch die Jupitermonde Ganymed und Kallisto nach bewohnbaren Regionen untersuchen. Im Rahmen der JUICE-Mission der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), über die das zuständige ESA-Gremium am 2. Mai entscheiden soll, könnte eine mit Messinstrumenten vollgepackte Raumsonde 2022 zum Jupiter und seinen Monden aufbrechen, würde diese acht Jahre später erreichen und genauer inspizieren. (APA/red, derstandard.at, 26.4.2012)