Kairo - Die ägyptische Wahlkommission hat am Donnerstag die endgültige Liste der Kandidaten für die erste Präsidentenwahl nach der Entmachtung von Hosni Mubarak bekanntgegeben. Unter den 13 Bewerbern ist keine einzige Frau. Mit Ahmed Shafik tritt auch ein ehemaliger Mubarak-Mann an.

Der in Wien lebende ägyptische Geschäftsmann und Präsidentschaftsbewerber Hussein Barakat ist nicht im Rennen, wie er mitteilte. Er sei allerdings weiter im Rahmen der Partei "Ägyptische Union" politisch aktiv, fügte er hinzu.

Die Wahl soll am 23. Mai beginnen. Sollte niemand die absolute Mehrheit erreichen, findet am 16. und 17. Juni eine Stichwahl statt. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten bisher die Islamisten Abdel Moneim Abul Futuh und Mohammed Mursi sowie der ehemalige Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, und der Aktivist Hamdien Sabahi.

Einspruch stattgegeben

Das von Islamisten dominierte Parlament hatte vor einigen Tagen noch ein Gesetz verabschiedet, das die Kandidatur von Top-Funktionären des alten Regimes verbietet. Die Wahlkommission hatte daraufhin die Bewerbung von Ahmed Shafik abgelehnt, den Mubarak noch kurz vor seinem Rücktritt im Februar 2011 zum Regierungschef ernannt hatte.

Am Mittwoch gab die Wahlkommission dann jedoch einem Einspruch Shafiks statt. Dies begründete sie nun damit, dass dieses Gesetz wahrscheinlich gegen die Verfassung verstoße. Endgültig soll dies nun das Verfassungsgericht klären.

Damit ist unklar, ob Shafik das Amt im Falle seiner Wahl überhaupt antreten darf. Shafik gilt als Wunschkandidat des Militärs, das im Februar 2011 die Macht übernommen hatte.

Liveübertragung

Die Pressekonferenz der Wahlkommission wurde live im Fernsehen übertragen. Die Kommission wehrte sich gegen die "Drohungen und Verdächtigungen" der Anhänger von Kandidaten, die abgelehnt worden waren. Die Wahlkommission hatte insgesamt zehn Kandidaten ausgeschlossen. Darunter waren der erste Kandidat der Muslimbrüder, Khairat al-Shater, der frühere Geheimdienstchef Omar Suleiman und der Salafist Hazem Abu Ismail. Der Ausschluss der drei Kandidaten wegen verschiedener Verstöße gegen das Wahlgesetz sorgte für eine heftige Kontroverse im Land.

Die Wahlkommission veröffentlichte nun Dokumente, die beweisen sollten, dass die inzwischen verstorbene Mutter des Salafistenpredigers Abu Ismail US-Bürgerin war. Abu Ismail hatte dies bestritten und gegen seinen Ausschluss durch die Kommission protestiert. Nach ägyptischem Recht darf sich niemand um das höchste Amt bewerben, dessen Vater oder Mutter eine andere Staatsbürgerschaft besitzt.

Unter den radikalen Islamisten ist nun ein Richtungsstreit ausgebrochen. Ägyptische Medien berichteten am Donnerstag, innerhalb der salafistischen Partei des Lichts ("Al-Nour") werde darüber gestritten, ob man nach dem Ausschluss von Abu Ismail eine Wahlempfehlung für Mursi oder für Abul Futuh abgeben sollte. (APA, 26.4.2012)