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Beim Surf-Weltcup in Podersdorf sind erstmals auch die Stand-Up-Paddler mit einem Wettkampf vertreten.
Sie müssen im Gegensatz zu den Wind- und Kitesurfern auf keine steife Brise hoffen.

Foto: AP/ Mark Baker

Podersdorf - Ein übergewichtiger Teenager und ein 70-jähriger Pensionist. Das sind nicht unbedingt zwei Personen, mit denen eine neue Trendsportart beworben wird. Vor allem nicht eine, die sich am Wasser gegen Wind- und Kitesurfer durchsetzen will. Mario Lach macht aber genau das. "Beide Interessierte haben sich bei einem unserer Testtage im Vorjahr ein Surfbrett geschnappt, sind aufs Wasser hinausgepaddelt. Und beide sind wiedergekommen und haben es gleich noch einmal ausprobiert", sagt der 31-jährige Kärntner.

Stand Up Paddling, kurz SUP, ist gerade dabei, sich den Weg vom Nischenprodukt hin zum verbreiteten Wassersport zu paddeln. Im Binnenland Österreich ist das auch ein Verdienst von Lach, der Präsident des vor zwei Jahren gegründeten Verbands Asupa ist. Die Geschichte des Alten und der sportlichen Übergewichtigen als Antithese zu den durchtrainierten Rolemodels im Surfsport hat da schon seine Richtigkeit.

Auf einem Brett zu stehen und sich mit einem Stechpaddel den Weg durchs Wasser zu bahnen ist nichts Neues, die Polynesier haben vor tausend Jahren derart im Meer gefischt. Und es ist in ruhigen Gewässern alles andere denn spektakulär. Dennoch boomt der Sport, weil den Paddlern auch ohne Wind und Wellen das Gefühl des Surfens vermittelt wird - Lifestyle inklusive. "SUP ist auch ohne tagelangen Surfkurs leicht zu erlernen", sagt Lach.

Beim Surf-Weltcup in Podersdorf, der am Freitag mit den Windsurf-Bewerben am Neusiedler See anhebt, können Interessierte den Sport testen. Zudem haben sich erstmals auch die Wettkampf-Paddler ins Programm eingenistet. Am 6. Mai wird der "Ultra Marathon" gepaddelt. Acht Einzelkämpfer und acht Mixed-Teams zu je acht Sportlern umrunden fast den gesamten See auf dem Wasser. Sechzig Kilometer nimmt die Speerspitze der Szene um sechs Uhr morgens in Angriff, sieben bis acht Stunden später werden die Athleten zurück in Podersdorf erwartet.

Sportmediziner Karl-Heinz Kristen paddelt hobbymäßig, deswegen setzt er sich aber nicht für den Trendsport ein. "Wir haben eine Teststudie mit überraschenden Ergebnissen durchführen lassen", sagte der Vizepräsident der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) in Österreich. "An allen gemessenen Muskelgruppen an Armen, Beinen, Bauch und Rücken waren Aktivitäten feststellbar." SUP empfiehlt Kristen Personen aller Altersklassen sowie Athleten als Ausgleichssport. Neben der Muskelaktivierung hebt er das Training im mittleren Ausdauerbereich, das geringe Verletzungsrisiko und das Balancetraining in der Natur hervor. Auch Hobbyläufer mit Knie-, Hüft- oder Rückenproblemen legt Kristen als sportliche Alternative SUP nahe.

Billig ist der gesunde Spaß nicht: Ein Brett kostet rund 1000 Euro. Die aufblasbare, leichter verstaubare Variante ist nur geringfügig günstiger. Beim Paddel ist man mit 100 Euro dabei. Die Verkaufszahlen in Österreich sind noch überschaubar, für 2011 wurden 500 Stück geschätzt. Für heuer wird mit 1000 verkauften Brettern gerechnet.

Für Anton Sabo, der an der FH Technikum Wien dem Studiengang Sportgerätetechnik vorsteht und an der Studie mitgewirkt hat, ist SUP das "Nordic Walking" auf dem Wasser. Freilich können Ungeübte mit mangelhafter Technik zu Werke gehen. "Aber es ist besser, man macht einen Sport falsch, als man macht ihn gar nicht."

Ganz richtig hat den Sport Karina Figl bei den World Surfing Games im Februar in Peru gemacht. Bei der WM-Premiere im SUP paddelte und surfte die einzige österreichische Teilnehmerin in meterhohen Meereswellen - und gewann Bronze. Hierzulande geht's diesen Sommer bei Bewerben in allen Bundesländern ruhiger zur Sache. (David Krutzler, DER STANDARD, 27.4.2012)