Wien - Der turbulente Abgang des ÖVP-Abgeordneten Ferdinand Maier erinnert Bernhard Görg an alte Zeiten. Als Wiener Vizebürgermeister hat er den Parteikollegen Maier im Gemeinderat erlebt - als "blitzgescheiten politischen Kopf", der aber "für höhere Weihen ungeeignet" sei. "Maier hat eine Eigenschaft, die Friedrich Heer 'uneigennützige Gemeinheit' nannte", sagt Görg zum STANDARD. "Er intrigiert und stänkert selbst dann, wenn es ihm nichts nützt." Einer wie Maier könne den Anblick einer glatten Wasseroberfläche nicht ertragen - er müsse umgehend einen Stein hineinwerfen, um Wellen zu schlagen.

Berechtigte Kritik

Er habe Maier aus diesem Grund stets ein Nationalratsmandat verwehrt, ergänzt der Ex-Politiker, obwohl ihn Raiffeisen-Boss Christian Konrad "regelmäßig bearbeitet" habe; Maier ist als Generalsekretär bis heute beim gleichen Konzern beschäftigt. "Ich habe deshalb von Raiffeisen nie eine Parteispende erhalten", sagt Görg. Was er aber einräumt: Mit der Kritik an den Bahn-Investitionen habe Maier "völlig recht".

Erhard Busek, ebenfalls Ex-Chef der (Wiener) ÖVP, teilt hingegen Maiers Klage über die autoritäre Linie von Klubobmann Karlheinz Kopf. Sprechverbote und mangelnde Diskussion stünden in den Klubs offenbar auf der Tagesordnung: Mit alemannischem Verständnis von Demokratie sei Kopfs Verhalten unvereinbar, er hoffe, dass der Vorarlberger noch eine "Einreiseerlaubnis" im eigenen Land habe. (APA/jo, DER STANDARD, 27.4.2012)