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Heinrich Mayr wurde am Freitag als Rektor abberufen.
Klagenfurt - Der Universitätsrat der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt hat in seiner Sitzung am Donnerstagabend einstimmig die Abberufung des Rektors Heinrich C. Mayr (64) beschlossen. Die Abberufung wurde mit der Zustellung des entsprechenden Bescheids Freitagfrüh wirksam. Mayr will gegen seine Absetzung kämpfen, sagte sein Anwalt Bernhard Fink in einer ersten Reaktion gegenüber der APA. Bekämpfen kann Mayr die Ratsentscheidung beim Verwaltungsgerichtshof.
"Wir werden den Bescheid sorgfältig prüfen", sagte Rechtsanwalt Fink. Er kritisierte, dass der Uni-Rat im Rahmen der Abberufung keine ordentliche Verhandlung durchgeführt habe, und ortete "massive Verfahrensfehler". Wie es nach der Entscheidung an der Uni Klagenfurt weitergehen wird, war vorerst nicht abzusehen.
Interimistischer Rektor
Geht es nach den Plänen des Uni-Rates, soll der bisherige Vizerektor Hubert Lengauer als interimistischer Rektor auftreten. Lengauer selbst wollte dazu am Freitag keine Stellungnahme abgeben.
Der Universitätsrat sei sich der Tragweite seiner Entscheidung bewusst, erklärte Ratsvorsitzende Herta Stockbauer. Nach sorgfältiger Prüfung habe es für das Gremium aber keine andere Möglichkeit als die Abberufung gegeben. Details zu den Hintergründen wollte Stockbauer unter Verweis auf die Verschwiegenheitspflicht nicht nennen.
Konflikt um Errichtung eines Freizeitzentrums
Spätestens seit November 2011 sind die Probleme zwischen dem Universitätsrat und dem Uni-Chef bekannt. Entzündet hatte sich der schon länger schwelende Konflikt um die richtige Führung der Uni an der vom Rektor betriebenen Errichtung eines Freizeitzentrums für Universitätsangehörige. Mayr war zuletzt mit einem "aufsichtsbehördlichen Verfahren" gegen das Abberufungsverfahren im Wissenschaftsministerium abgeblitzt. Dort sah man keinen Grund einzuschreiten.
Der Informatiker Mayr wurde 1990 ordentlicher Professor an der Klagenfurter Universität. Im Februar 2006 wurde er Rektor. Regulär hätte er die Geschicke der Universität bis März 2014 leiten sollen.
Abberufener Rektor fühlt sich völlig schuldlos
Heinrich C. Mayr fühlt sich indes völlig schuldlos. "Ich habe keinen Paragrafen verletzt", sagte er am Freitagnachmittag bei einem Pressegespräch in der Kanzlei seines Anwaltes Bernhard Fink. Dieser kündigte an, gegen den Bescheid sowohl beim Verwaltungs- als auch beim Verfassungsgerichtshof Beschwerde einlegen zu wollen. Überlegt werde auch, zu beantragen, dass den Beschwerden aufschiebende Wirkung zuerkannt wird.
Derzeit ist Mayr allerdings nicht mehr Rektor, was er damit begründete, dass er sich "nichts anschaffen lasse". Er habe stets korrekt gehandelt, sei aber nicht bereit, als Erfüllungsgehilfe aufzutreten. Die Vorwürfe, welche ihm der Unirat nun mache, würden ihn schon deshalb sehr verwundern, da er seine Pläne vor seiner Wiederwahl als Rektor genau bekanntgegeben habe. Mayr bezeichnete sich als "großer Verfechter des Universitätsgesetzes 2002". Sein Anwalt übte indes scharfe Kritik an dem Gesetz, in dem das Abberufungsverfahren "überhaupt nicht geregelt" sei. Fink ortet "mittelalterliche Zustände", der Unirat sei "Kläger und Richter in einem".
Beim VGH will Fink nun den Abberufungsbescheid bekämpfen. Der Verfassungsgerichtshof wiederum soll prüfen, ob bei dem Verfahren Mayrs Grundrechte verletzt worden seien. "Wir haben eine Verhandlung beantragt, das ist abgewiesen worden." Eine solche ist allerdings nicht zwingend vorgeschrieben. Fink überlegt auch, jenen Passus im Universitätsgesetz, der das Abberufungsverfahren betrifft, beim VfGH anzufechten. Bezüglich der Zuerkennung der aufschiebenden Wirkung - diese würde bedeuten, dass Mayr als Rektor wieder eingesetzt werden müsste - zeigte sich der Rechtsanwalt skeptisch zu den Erfolgsaussichten.
Töchterle und Schmidinger bedauern Abberufung
Mit Bedauern haben Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle und der Vorsitzende der Universitätenkonferenz (uniko), Heinrich Schmidinger, am Freitag auf die Abberufung Mayrs reagiert. Er bedaure, dass keine einvernehmliche Lösung gefunden worden sei, für die sich das Ministerium "im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten eingesetzt" habe, sagte Töchterle zur APA. Nun sei ein geordneter Übergang an der Uni Klagenfurt wichtig.
Uniko-Chef Schmidinger kommentierte die Entscheidung in einer Aussendung mit Unverständnis: "Ich bedauere diese Entscheidung des Universitätsrates sehr und kann die Gründe, die dazu geführt haben, weder nachvollziehen noch gutheißen." Er selbst habe alles unternommen, um diesen Ausgang der Dinge vermeiden zu helfen. Durch die Entscheidung des Uni-Rats sei nun "großer Schaden" für die Uni Klagenfurt, aber auch für alle Universitäten in Österreich entstanden. (APA, 27.4.2012)