Ersatzteilhändler haben es lustig – und sie brauchen vor allem Fantasie. Denn was die stolzen Besitzer dieser SUVs herumstammeln, wenn sie eine Fußmatte oder einen Scheinwerfer für den Wagen mit dem unaussprechlichen Namen erstehen wollen, ist kabarettreif. Zugegeben, eine leichte Übung ist das auch nicht, wer versteht schon diese Kunstnamen?
Viel besser klingt da schon "Kaschkei" oder gleich Cashcow – und eine solche muss der seit Jahren bewährte Großstadtjäger auch sein, sonst wäre er nicht in unzähligen Versionen erhältlich und so beliebt. Größe hat eben Vorrang. Und tatsächlich: Wiewohl der Innenraum eigentlich nicht jene Beinfreiheit bietet, die außen suggeriert wird – man fühlt sich schon groß und stark in dieser Multifunktionskiste. Dennoch kann der durch den VW Tiguan vom Absatzthron verstoßene Bestseller für Frust sorgen: Die von der Testversion angezeigten sieben Liter Durchschnittsverbrauch waren kaum wegzubringen. Dabei ist das Modell "Tekna" mit seiner 1,6- Liter-Dieselmaschine und 130 PS von Natur aus gar kein Säufer, der auf der Autobahn sieben Liter schluckt. Denn der Clou ist, dass das Drehmoment mit 320 Nm auf dem Vorgängerniveau des größeren Aggregats, der Verbrauch dagegen auf dem des 1,5 dCi liegt.
Angegeben sind für die 2WD-Variante schlanke 4,9 Liter. Realistisch oder nicht: Fahrstil und Stadt-Autobahn-Mischung beim Testen waren halt doch (zu) unökologisch-unvernünftig, wofür man an der Tankstelle aber ohnehin abgestraft wird. Wir hätten es wissen können, die Anzeige ermahnt ständig streng, das Sechsgangschaltgetriebe mit Start-Stopp-Automatik auch zu nutzen. Dafür sind ja da. Andererseits: Kann ordentlich Reinsteigen Sünde sein? Wozu hat man schließlich einen Wagen, der mit allem Drum und Dran an Sonderausstattung 35.780 Euronen kostet?!
Dafür ist der Vierzylinder-Allradler, der auch als Frontantriebler erhältlich ist, serienmäßig mit einem sogenannten "Around View Monitor" ausgestattet, was nichts anderes ist als ein ausgeklügeltes System aus vier Kameras. Die erlauben sogar den Blick von oben und liefern so das gesamte Fahrzeugumfeld auf das Display, was das Rangieren natürlich erleichtert, weil verzerrte Darstellungen hintangehalten werden. Für die Warmduscher sozusagen, die sich beharrlich weigern, die Länge und Breite ihrer Karre zu verinnerlichen. Ob das was nützt, sei dahingestellt, noch werden notorische Platzvergeuder in Parkhäusern ja leider nicht extra zur Kassa gebeten.
Schade, dass bei dieser Ausstattung – Ablageflächen im doch etwas gedrängt konzipierten Fahrgastraum sind knapp – nicht auch das große Glasdach aufgeht. So sieht man den Himmel zwar (und die Sonne brennt auf die Birne), nach den Sternen greifen oder Luftschnappen geht aber nur in der Fantasie. Beinfreiheit ist nicht die Stärke des aufgemöbelten Qashqai (dafür gibt's den größeren Qashqai+2), besonders wenn auf den billigen Plätzen Großgewachsene sitzen. Bei Mitfahrern mit Mobilitätseinschränkung wird es auf den vorderen Plätzen echt eng.
Apropos: Den bulligen Sportler als Stadtauto zu bewerben ist definitiv eine Themenverfehlung. Ausdrucksstark ist er mit ausgestellten Kotflügeln und LED-Leuchten, einen Schönheitspreis verdient er definitiv nicht. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 27.4.2012)