Wien - Auch wenn es in Österreich keine physische Gewalt gegen Journalisten gibt, gibt es auch hierzulande immer wieder Versuche, die Pressefreiheit - etwa über wirtschaftlichen Druck - einzuschränken. "Pressefreiheit hört nicht erst dort auf, wo der Lauf einer Kalaschnikow beginnt", sagte Michael Lang, Chefredakteur der Austria Presse Agentur, am Freitag bei einer Veranstaltung der Initiative "Zeitung in der Schule" zum Thema Pressefreiheit.

"In Ländern mit besser kultivierten Pressefreiheiten herrscht oft die Gefahr, dass über Neben- und Schleichwege Zensur ausgeübt wird", erklärte auch Rubina Möhring, Präsidentin von "Reporter ohne Grenzen". Beliebte Wege, Medienunternehmen unter Druck zu setzen, seien die Reduktion des Anzeigenvolumens oder das Verklagen von Journalisten. Grundsätzlich sei die Pressefreiheit in Österreich aber "weitgehend gegeben", meinte Eva Weissenberger von der "Kleinen Zeitung".

Laut der aktuellen Länder-Rangliste von Reporter ohne Grenzen (RSF) zum Thema Pressefreiheit liegt Österreich auf Platz fünf. Möhring geht allerdings davon aus, dass sich diese Platzierung durch die Vorkommnisse rund um die ORF-Generaldirektorenwahl und die politische Einflussnahme auf Postenbesetzungen im ORF im kommenden Ranking verschlechtern wird.

"In Österreich sind wir in der glücklichen Lage, dass die Pressefreiheit - zumindest in Sonntagsreden - hochgehalten wird", so Alexander Warzilek, Geschäftsführer des Österreichischen Presserats. Er warnte aber davor, Pressefreiheit durch Missbrauch zu gefährden. So käme es vor, dass Zeitungen bewusst und unter Berufung auf die Pressefreiheit gegen den Schutz von Privatsphäre oder Opferschutz verstoßen, um ihre Auflagen zu steigern. "Wenn die Pressefreiheit für solche Dinge missbraucht wird, dann wird sie geschmälert und ausgehöhlt", so Warzilek. Auch Möhring betonte, es gebe den Missbrauch der Medienfreiheit, und verwies etwa auf den Abhörskandal rund um das inzwischen eingestellte britische Blatt "News of the World".

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer hält es denn auch für "notwendig, dass wir sehr sensibel mit dem Thema Pressefreiheit umgehen - auch in Österreich". So brauche es "verantwortungsvolle Journalisten, die mit dieser Freiheit umgehen können", mahnte Prammer. (APA, 27.4.2012)