
Claude Monet: Um die zwölf Millionen Dollar soll das "Les demoiselles de Giverny" (1894) betitelte Gemälde einspielen.
"Zufall" wäre vermutlich die Untertreibung des Jahres: Im Fe bruar hatten sich die Gerüchte zum wohl teuersten Kunstkauf der Geschichte des Kunstmarktes verdichtet. Sheikha Al-Mayassa soll 250 oder sogar 300 Millionen Dollar für Paul Cézannes Kartenspieler gezahlt haben, konkret für eine von fünf existierenden zwischen 1890 und 1895 entstandenen Versionen aus einer Serie.
Darüber, wer den Deal mit dem Emirat Katar einfädelte, brodelt seither die Gerüchteküche. Es kursieren wohlbekannte Namen, und auch jener von Christie's fällt immer wieder. Im Gespräch mit dem Standard kommentierte Jussi Pylkkänen, u. a. Chairman für den Mittleren Osten, dies jüngst lediglich mit den Worten: Er persönlich sei nicht involviert gewesen.
Thronfolger Munch?
Ein Dementi für eine Christie's- Beteiligung ist das nicht. Vermutlich dürfte Ex-Christie's-CEO Ed Dolman, der im Juni vergangenen Jahres die Leitung des Museums in Katar übernahm und damit auch für Akquisitionen im Auftrag der Herrscherfamilie zuständig ist, seine Finger im Spiel gehabt haben. Insofern hält man mit Cézannes Studie zu einem der Kartenspieler jetzt einen adäquaten Köder bereit, zwischen 15 und 20 Millionen Dollar soll das Aquarell im Zuge der für kommende Woche in New York anberaumten Impressionist-&-Modern-Art-Auktionen einspielen.
Zum Auftakt (1. 5.) schickt Christie's 32 Kunstwerke der oberen Güteklasse ins Rennen, die zum Gegenwert von etwa 100 Millionen Dollar den Besitzer wechseln sollen. Einen Beitrag in der Größenordnung von bis zu zwölf Millionen erwarten die Experten etwa für Monets Aufmarsch der Heuhaufen (Les demoiselles de Giverny). Anderntags kontert Sotheby's mit einer Parade von 76 Positionen, die zumindest 246 Millionen bescheren sollen. Und hier eifert eine Ikone der Kunstgeschichte um einen Weltrekord: Edvard Munchs Der Schrei, eine von vier Versionen, die einem norwegischen Geschäftsmann um die 80 Millionen Dollar bescheren könnte. Oder auch bedeutend mehr, ein Vermögen jedenfalls.
Der Künstlerrekord (Sotheby's 2008: Vampire, 38,16 Mio. Dollar) ist bereits jetzt und damit im Vorfeld der Auktion Geschichte. Ob auch Pablo Picasso (Christie's 2010: Nu au plateau de sculpteur, 106,48 Mio. Dollar) oder Alberto Giacometti (Sotheby's 2010, L'Homme qui marche, 104,32 Mio. Dollar) vom Thron des vorläufigen Auktionssuperlativs gestoßen werden, entscheidet eine Handvoll Kaufinteressenten mit entsprechender Bonität. (kron, Album, DER STANDARD, 28.4.2012)