Nyon - Nach den Bombenanschlägen in der ukrainischen Stadt Dnjepropetrowsk sieht die UEFA keine unmittelbare Veranlassung zu neuen Sicherheitsmaßnahmen für die am 8. Juni beginnende Europameisterschaft. "Diese Ereignisse beeinträchtigen in keiner Weise das Vertrauen der UEFA in die von den ukrainischen Behörden geplanten Sicherheitsmaßnahmen", hieß es am Freitag aus der Verbandszentrale in Nyon. Bezüglich der Explosionen werde man die Ergebnisse der Untersuchungen der ukrainischen Behörden abwarten. 

In Dnjepropetrowsk waren am Freitag mindestens 27 Personen bei der Detonation von vier Sprengsätzen verletzt worden. Die Industriestadt 400 Kilometer südöstlich von Kiew ist bei der EM vom 8. Juni bis 1. Juli kein Spielort. Die Staatsanwaltschaft von Dnjepropetrowsk leitete Ermittlungen wegen eines möglichen Terroranschlags ein. Hintergründe wurden bislang nicht bekannt. "Wir unternehmen alles Notwendige zur Sicherung der Gäste und Teilnehmer des Turniers", sagte Alexander Birsan, der EM-Verantwortliche des ukrainischen Präsidenten Janukowitsch.

Die UEFA war in den vergangenen Tagen durch die politische Situation in der Ukraine in die Kritik geraten. Alles kristallisiert sich um die Lage der früheren Ministerpräsidentin Julia Timoschenko, die in Charkiw in Haft. Sie gilt als Opfer politischer Rachejustiz im Auftrag des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Dnjepropetrowsk ist die Geburtsstadt der 51-Jährigen, die am Freitag vergangener Woche in einen Hungerstreik getreten war. Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hatte aus Protest seinen Besuch im ukrainischen Jalta abgesagt.

UEFA-Präsident Michel Platini verteidigte die EM-Vergabe an die Ukraine und Polen und verwies auf die stabile Situation in der Ukraine zum Vergabe-Zeitpunkt. "Als die EM 2007 vergeben wurde, war Julia Timoschenko gerade dabei, an die Regierungsspitze aufzusteigen. Natürlich ist es schwierig, wenn die politischen Verhältnisse instabil sind", sagte Platini in der Zeitung "Die Welt": "Die Ukraine hat gerade den fünften Sportminister in fünf Jahren. Aber was sollen wir machen? Die EM nicht in Länder wie die Ukraine vergeben, weil nicht alles so gefestigt ist wie in westeuropäischen Demokratien? Das ist keine Lösung." (red/APA, 27.4. 2012)