Christophorus 2 Krems, Tahititi-tahititi geht der Pips. Wir schnallen unsere Funkgeräte um, gehen zum Hubschrauber, Startvorgang, linke Turbine, rechte Turbine, die Triebwerke surren, die Rotorblätter singen, das Kerosin duftet. Unklarer Unfall Landwirtschaft: tiefstes Waldviertel, ganz oben, schön ist es dort.
Der Bauer schneidet sich glatt den Daumen ab. Fährt dann mit dem Traktor zum Bauernhof zurück, die Wunde notdürftig abgewickelt. (Die Arterienwände ziehen sich bei so was zurück, rollen sich ein, so dass es nicht wesentlich blutet). Denkt sich nach dem ersten Schock dann aber doch, dass er den Daumen noch braucht, fährt zurück und sucht das abgeschnittene Daumenstück. Im Gras, zwischen Holzscheiten oder irgendwo. Zum Glück findet er es wieder, heimwärts geht's mit dem Traktor.
Dann, na ja, dann ruft er doch den Dokta. Ein praktischer Arzt kommt, verbindet die Wunde fachgerecht und spritzt ihm ein Schmerzmittel, das er natürlich nicht brauchen würde. "Geh, brauch i do net", was mochst denn do", sagt der Bauer zum kompetenten Landarzt. Der macht alles richtig und fordert uns an. Je schneller wir auf einer Plastischen Abteilung sind, desto besser das Replantationsergebnis, die Funktion. Ist doch klar.
Wir fliegen das Daumenglied, fachgerecht verpackt, gemeinsam mit dem Patienten nach St. Pölten, zur optimalen Rekonstruktion. Der Bauer war so tapfer, ohne Drumherum, so bescheiden und grad, der Rummel da mit dem Hubschrauber, "geh mei, der Aufwand", er wollt schon gar nicht mitkommen, vielleicht sogar selbst mit dem Traktor nach St. Pölten fahren. Zwei Tage lang. Ich musste ihn richtig überreden.
Ein Waldviertler sind vier Leut. Aber locker! Und es ist wirklich schön da oben. (Robert Mosser, derStandard.at, 30.4.2012)