Washington - Trotz des boomenden Konsums hat die US-Wirtschaft zu Jahresbeginn einen Gang zurückgeschaltet. Sinkende Investitionen der Unternehmen drückten das Wachstum im ersten Quartal auf eine Jahresrate von 2,2 Prozent, wie das Handelsministerium in Washington am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Ende 2011 waren es noch 3,0 Prozent. Von Reuters befragte Analysten hatten nur einen Rückgang auf 2,5 Prozent erwartet. Damit schlug sich die weltgrößte Volkswirtschaft aber immer noch deutlich besser als die Euro-Zone, der eine Rezession droht.

Dafür sorgten vor allem die Verbraucher, bei denen das Geld wegen der sinkenden Arbeitslosigkeit wieder lockerer saß: Ihre Konsumausgaben kletterten um 2,9 Prozent und damit so stark wie seit Ende 2010 nicht mehr. "Stärkster Wachstumstreiber war der private Konsum, weil der Autoabsatz durch die Decke gegangen ist", sagte UniCredit-Analyst Harm Bandholz. Die Autoverkäufe stiegen so kräftig wie seit vier Jahren nicht mehr, nachdem sich die Amerikaner zuvor wegen der schweren Wirtschaftskrise mit Neuanschaffungen zurückgehalten hatten. Der private Konsum trägt fast 70 Prozent der US-Wirtschaftsleistung.

Unternehmen halten sich zurück

Deutlich zurückhaltender mit dem Geldausgeben waren die Unternehmen, die erstmals seit Ende 2009 weniger investierten. Die Ausgaben fielen um 2,1 Prozent, nachdem sie im Vorquartal noch um 5,2 Prozent nach oben geschossen waren. Besonders bei Geräten und Software hielten sich die Firmen zurück. Auch die geringeren Ausgaben der unter Sparzwang stehenden Regierung dämpften die Konjunktur.

Für das Frühjahr rechnen Experten mit einer weiteren Verlangsamung. "Die Industrie wird einen Gang herunterschalten wegen der Rezession in Europa, die die US-Exporteure treffen wird", sagte Ryan Sweet von Moody's Analytics. Auch die Konsumausgaben würden wohl nicht mehr so schnell steigen, nachdem die Unternehmen zuletzt wieder weniger Jobs schufen. Zudem dürften die hohen Benzinpreise vielen Amerikanern die Lust am Shoppen nehmen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum der US-Wirtschaft von 2,1 Prozent, für Deutschland dagegen nur von 0,6 Prozent. Die US-Notenbank hat bereits angekündigt, die Konjunktur mit billigem Geld noch mindestens bis in das Jahr 2014 hinein anzukurbeln. Der Banken können sich bei ihr praktisch zum Nulltarif mit Geld eindecken, was Kredite für Konsum und Investitionen stimulieren soll.

Davon profitieren auch deutsche Unternehmen, allen voran die Autobauer. Daimler verkaufte auch wegen des brummenden Geschäfts in den USA im ersten Quartal so viele Autos seiner Kernmarke Mercedes Benz wie noch nie. (APA/Reuters, 27.4.2012)