Dubai - Nach Protesten gegen die Inhaftierung eines ägyptischen Menschenrechtsanwalts in Saudi-Arabien hat der Golfstaat seine diplomatischen Vertretungen in Ägypten geschlossen und den Botschafter zurückgerufen. "Das ist das Ergebnis ungerechtfertigter Proteste vor den diplomatischen Vertretungen des Königreichs in Ägypten", zitierte die staatliche saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA am Samstag einen Beamten.

Aufgebrachte Ägypter hatten vor der Botschaft in Kairo und Konsulaten in anderen Städten die Freilassung des Menschenrechtsanwalts in Saudi-Arabien gefordert.

"Während dieser Proteste gab es Versuche, die Vertretungen zu stürmen", sagte der Beamte. Nach saudi-arabischen Angaben war der Anwalt Ahmed al-Gisawi am 17. April wegen Drogenbesitzes festgenommen worden. Ägyptische Aktivisten erklärten dagegen, er sei bei seiner Ankunft in Saudi-Arabien festgesetzt worden, weil er wegen der Festnahme hunderter Ägypter in Saudi-Arabien eine Klage gegen König Abdullah vorbereitet habe.

Lage soll unter Kontrolle gebracht werden

Der regierende ägyptische Militärrat bezeichnete den Schritt als überraschend. Der Chef des Gremiums, Mohammed Hussein Tantawi, habe Kontakt mit der saudi-arabischen Führung aufgenommen, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur MENA.

In Ägypten entfachte der Fall den Zorn gegen das Königtum wegen früherer Fälle angeblicher Misshandlungen neu. In Saudi-Arabien befinden sich die heiligsten Stätten des Islam. Nach einer Wallfahrt hatten im vergangenen September hunderte Ägypter angegeben, sie seien durch Behördenvertreter gezielt gedemütigt worden. Andere sagten, sie seien von saudi-arabischen Polizisten geschlagen worden. Hintergrund sei auch der Prozess gegen den gestürzten ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak, der enge Beziehungen mit dem Golfstaat unterhielt.  (APA, 28.4.2012)