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Der Einsatz zur Rettung eines Slowaken, der in eine Gletscherspalte gestürzt war, war seit Samstag im Gange.

Foto: APA/EXPA/ JOHANN GRODER

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Das Unglück passierte am Großvenediger.

Grafi: apa

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Die Crew des Helikopters Martin 4.

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Innsbruck - Bei Bergearbeiten zur Rettung eines im Großvenedigergebiet in Osttirol in eine Gletscherspalte gestürzten slowakischen Alpinisten ist es am Sonntag zu einem schweren Zwischenfall gekommen. Dabei wurde ein 52-jähriger Alpinpolizist aus dem Bezirk Lienz getötet und zwei Bergretter zum Teil schwer verletzt. Schlechte Sicht und Sturmböen könnten mitverantwortlich für das Unglück gewesen sein.

Das Unglück ereignete sich nach Angaben des betroffenen Hubschrauberunternehmens beim Landemanöver, wo drei Einsatzkräfte durch "hartes Aufsetzen" auf die Oberfläche des Gletschers prallten. Geflogen wurde die Dreiergruppe von Martin 4, einer in Osttirol stationierte Maschine des Salzburger Hubschrauber-Unternehmers Roy Knaus.

Transportseil ausgeklinkt

Nach Informationen der Polizei geriet die Maschinen bei schlechter Sicht und Sturm in Turbulenzen. Der Pilot habe daraufhin das Transportseil ausgeklinkt. Die Dreiergruppe stürzte rund zehn Meter auf das Eis.

Der Zwischenfall ereignete sich beim dritten Flug mit den zwei Bergrettern und dem 52-jährigen Alpinpolizisten zur Unfallstelle. Die Flugbedingungen am Sonntag gestalteten sich angesichts des Südwindes und schlechter Sichtverhältnisse schwierig. Im Einsatz standen nach Angaben der Bergrettung 15 Mann und zwei Hubschrauber.

Slowake in Gletscherspalte gestürzt

Der Slowake ist Samstagmittag in der Osttiroler Venedigergruppe in eine Gletscherspalte gestürzt. Der Alpinist fiel etwa 40 Meter in die Tiefe und wurde von nachkommendem Schnee verschüttet. Bergretter versuchten mit einem Schremmhammer zu dem Mann vorzustoßen, was allerdings sehr zeitaufwendig ist. Bei Einbruch der Dunkelheit wurde die Bergung abgebrochen und am Sonntag in der Früh fortgesetzt.

Der slowakische Polizist war Mitglied einer achtköpfigen Gruppe, die den Gipfel des 3.657 Meter hohen Großvenedigers bestieg. Beim Abstieg trennten sich die Alpinisten, fünf fuhren mit den Skiern ab, drei gingen zu Fuß unangeseilt weiter. Unterhalb des 3.421 Meter hoch gelegenen Rainertörls brach schließlich der Mann gegen 12.30 Uhr im aufgeweichten Schnee ein und stürzte in die Gletscherspalte. Warum die Bergsteiger nicht angeseilt waren, war zunächst unbekannt.

Pilot wollte "Schlimmeres" verhindern

Warum es zu dem tragischen Unfall mit einem toten Alpinpolizisten und zwei zum Teil schwer verletzten Bergrettern gekommen ist unklar. Heli-Austria-Chef Roy Knaus verwies am Sonntag auf Informationen des "sehr erfahrenen Piloten", der angesichts der plötzlich eingefallenen Nebelbank sich für ein Auslösen des Transportseils entschieden habe, um "Schlimmeres" zu verhindern. Nicht nachvollziehbar sei, warum ein "firmenfremder Flughelfer" - der später getötete Alpinpolizist - mit dabei gewesen sei. Der eigentlich zum Hubschrauber gehörende Flughelfer habe denselben Vornamen, berichtete Knaus.

Pilot war sehr erfahren

Am Sonntagnachmittag befand sich der Rettungshubschrauber Martin 4 im Tal. Der Pilot wurde von der Polizei einvernommen. Dabei handle es sich um einen hauptberuflich bei der Austro Control beschäftigten Fluginspektor, der seit einem halben Jahr nebenberuflich bei Heli Austria arbeite und mit 2.500 Flugstunden als "sehr erfahren" einzustufen sei, betonte Knaus.

Der Pilot habe bei den Shuttleflügen Bergretter und Alpinpolizisten zur Gletscherspalte gebracht. Dabei habe er geglaubt, der "firmeneigene" Flughelfer mit dem gleichen Vornamen "Franz" sei am Seil. Maximal drei Personen (inklusive Flughelfer) dürften dabei mitgenommen werden.

Nebel fiel ein

Nach der Information über Funk durch den Alpinpolizisten, die Maschine sei fünf Meter über Grund, sei der Pilot tiefer gegangen und habe angesichts des eingefallenen Nebels entschieden, die beiden Haken auszulösen. Möglicherweise seien die tödlichen Verletzungen dadurch entstanden, weil die beiden Bergretter auf den Alpinpolizisten gefallen seien. Dies müsse nun in den Untersuchungen geklärt werden.

Bis wann die Untersuchungen von Flugunfallkommission, Polizei und Staatsanwaltschaft abgeschlossen sein können, wollte Knaus nicht spekulieren. Er rechne aber mit "mehreren Wochen". (APA, 29.4.2012)