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Bewies auch 2012 Entertainer-Qualitäten beim alljährlichen Pressedinner im Weißen Haus: Selbst Republikaner hoben ihre Daumen für den ausgeklügelten Humor von US-Präsident Barack Obama.

Foto: REUTERS/Larry Downing

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George Clooney fand's auch lustig.

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Vor johlenden Journalisten und Prominenten nahm er beim alljährlichen Galadinner sich selbst und die amerikanische Politik auf die Schaufel.

 

Was Barack Obama und Mitt Romney verbindet? "Nun, wir haben eine Menge gemein. Wir beide sehen unsere Frauen als unsere besseren Hälften", sagt der Präsident, macht eine effektvolle Pause und setzt die Pointe. "Und die Umfragen zeigen in alarmierender Deutlichkeit, dass das amerikanische Volk es genauso sieht."

Der Staatschef lacht über sich selbst: Es ist ein Ritual, das als kabarettistische Lockerungsübung zum Jahreskalender Washingtons gehört, wie die Begnadigung eines Truthahns vor dem Thanksgiving-Fest im November. Beim White House Correspondents' Dinner, Pflichttermin seit 1920, will die Journaille ergründen, wie es um die Fähigkeit des Präsidenten steht, sein Amt durch die satirische Brille zu sehen. Früher stand die Presse im Vordergrund, heute beherrscht Hollywood das Rampenlicht, vertreten durch Stars wie George Clooney, Steven Spielberg und Sternchen wie Lindsay Lohan - vielleicht ist auch das ein genaues Spiegelbild amerikanischer Realität.

Oppositionspolitiker, die den Mann im Oval Office sonst aufs Heftigste attackieren, müssen es lächelnd ertragen, wenn der sich bei der Gala des politischen Witzes mit ein paar rhetorischen Florettstichen dafür revanchiert.

Romney etwa , der Herausforderer im herbstlichen Duell ums Weiße Haus, band einst einen Hund namens Seamus samt Käfig aufs Autodach, bevor er zu einer zwölfstündigen Fahrt in den Urlaub aufbrach. Grinsend lässt sein Widersacher ein Werbefilmchen abspielen, das Seamus samt Käfig auf dem Dach der Air Force One zeigt. Dazu Romney als Präsidenten, der in kompromissloser Abgrenzung vom "europäischen Sozialismus" der Demokraten für die große amerikanische Freiheit kämpft, in diesem Fall für die Freiheit von Hunden, sich frischen Wind ums Fell wehen zu lassen.

Dank an Abgeordnete

Die obligatorische Krankenversicherung, 2010 nach kontroversen Debatten beschlossen, hängt am seidenen Faden. Das Oberste Gericht könnte sie im Juni kippen, und mit einem Kalauer lässt Obama erkennen, dass er das Handtuch auch dann nicht zu werfen gedenkt, wenn die Juristen ihr Veto einlegen.

"In meiner ersten Amtszeit haben wir die Gesundheitsreform verabschiedet. In meiner zweiten Amtszeit, schätze ich, werde ich es noch einmal tun." Der Kongress, wo Demokraten und Republikaner einander bis an den Rand der politischen Lähmung blockieren, wird natürlich auch zur Zielscheibe. Er wolle sich herzlich bedanken, kalauert der Humorist aus dem Weißen Haus, bei allen anwesenden Abgeordneten, die sich eine Pause gegönnt hätten von ihrem "erschöpfenden Tagwerk, keinerlei Gesetze passieren zu lassen". (Frank Herrmann aus Washington /DER STANDARD, 30.4.2012)