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Fest verankert, nur Entzündung ist eine Gefahr.

Foto: APA/Frank Leonhardt

Die Erfolgsquoten der Implantattechnik liegen über 90 Prozent, doch kann es trotzdem zu Schwierigkeiten kommen. "Die häufigste Komplikation ist, wenn Implantate nicht einwachsen und keine Verbindung zum Knochen zustande kommt", erklärt Zahnarzt Georg Watzek. Solche Probleme sind oft die Folge falscher Behandlungsplanung. Grundsätzlich muss genug Platz im Kiefer sein, die Größe muss exakt stimmen, denn sonst können Implantate auch wieder ausfallen, oder sie kommen frei zu liegen. Das, so Watzek, ist "ein scheußliches Ergebnis".

Eine gefürchtete Komplikation ist die Periimplantitis, eine entzündliche Reaktion mit ähnlichen Auswirkungen wie Parodontose. Erstere ist allerdings wesentlich schwieriger zu behandeln, betont Watzek. Das Gewebe um das Implantat ist empfänglicher für Entzündungen. Damit es gar nicht erst dazu kommt, sind jährliche Kontrollen erforderlich, bei Patienten mit einem erhöhten Entzündungsrisiko, etwa bei Diabetes, müssten diese häufiger stattfinden.

Die am meisten gefährdete Gruppe bei Implantatbehandlungen sind Raucher. Sie verlieren den künstlichen Zahnersatz früher und öfter. "Schwere Raucher haben eine schlechte Prognose", sagt Watzek. Sein Kollege Michael Weinländer ergänzt: "Wir Zahnärzte sind manchmal der letzte Anstoß, um mit dem Rauchen aufzuhören."

Mund gesund

Warum der blaue Dunst in der Implantologie so häufig zu Komplikationen führt, ist noch nicht restlos geklärt. Vermutlich sind es sowohl lokale wie auch systemische Auswirkungen, die den ganzen Körper betreffen. Raucher leiden ja auch häufiger unter Osteoporose.

Zur Vermeidung von Implantatschäden muss vor dem Eingriff eine genaue Diagnose der Mundgesundheit erfolgen. Bei Parodontitis ist auch die Mundflora beeinträchtigt. Aggressive Bakterien können ebenfalls Periimplantitis verursachen. Den bisherigen Erkenntnissen nach gibt es dafür eine genetische Veranlagung.

"Man darf keine Implantate in einen entzündeten Mund einsetzen", warnt Watzek. In schlimmen Fällen kann es deshalb erforderlich sein, sämtliche noch vorhandenen Zähne zu ziehen und diese durch implantatgestützte Brücken zu ersetzen. Zudem ist darauf zu achten, dass sich neben dem Zahnersatz keine Taschen im Gewebe bilden. In solchen setzen sich bösartige Keime fest und lösen Infekte aus.

Eine immer wieder aufflammende Debatte betrifft mögliche Allergien gegen den Implantatwerkstoff Titan. Grundsätzlich gilt dieses Metall als äußerst biokompatibel. Doch bei orthopädischen Implantaten wie etwa künstlichen Gelenken ist eine Komplikation namens "Particle Disease" bekannt. Sie wird durch abgeriebene Metallpartikel verursacht. Vergleichbares hat man in der Zahnheilkunde noch nicht beobachtet, doch gibt es gelegentlich Zahnimplantatträger, die über diffuse Schmerzen, Hautprobleme und Abgeschlagenheit klagen.

Studie zu Titan

Weder Watzek noch Weinländer kennen dieses Phänomen aus ihrer Praxis. Entsprechende Tests brachten immer wieder negative Ergebnisse. Trotzdem befasst sich die Fachwelt mit Hinweisen auf allergische Reaktionen, die durch Titaneinsätze im Kieferbereich ausgelöst werden könnten (vgl.: Clinical Oral Implants Research, Bd. 22, S. 673). Watzek schließt die mögliche Existenz von Hypersensibilitäten nicht gänzlich aus. "Wir haben schon Implantate verloren, ohne zu wissen, warum", berichtet der Experte. (deswa, derStandard.at, 30.4./1.5.2012)