Wien - Herr Panbiru, der klarinettierende Vorstand, und seine Familienband Fanfare Shukar konnten sich Einspielrituale ersparen. Beim Ost-Klub tauchte am Samstag, heißt es, eine Hochzeitsgesellschaft auf, worauf die Blechbläsercombo aus dem rumänischen Dörfchen Zece Prăjini spontan tat, was sie daheim routinemäßig tut. Machte ein wenig Stimmung. Später, beim Balkan-Fever-Festival, war anhand der Combo-Energie zu vermuten, dass die Hochzeitsgäste in zufriedener Erschöpfung zurückgelassen wurden.

Ist hier zwar immer Melancholie durchzuhören (bisweilen auch verweintes Innehalten), so dominiert ein rasanter Bläserdurchmarsch, der von Trommelkünsten anregt wird, deren Ausgelassenheit man Schlagwerkstoiker, Herr Pantiru, nicht ansieht. Konzentration ist wohl alles. Da es im Ost-Klub weder Hochzeit noch Begräbnis zu beschallen galt, erlaubte man sich über den massigen Sound natürlich auch so manch gediegenes Trompeten- oder Saxofonsolo tänzeln zu lassen.

Fanfare Shukar, aus ihrem Dorf kommen die international noch etwas weiter gereisten Fanfare Ciocarlia, sind jedoch vor allem wegen ihrer kollektiven Virtuosität bemerkenswert. Ob man nun in einem Tempo verweilt oder zwecks Steigerung Geschwindigkeit und Lautstärke verschärft - hier leben die irrwitzigen, fiebrigen Läufe und die Akkordrhythmen, denen Baritonhorn und Basstuba Autorität verleihen, von Disziplin und Exaktheit.

International fällt die Combo unter die lukrative Marke World-Music, ein gewisser Balkanboom tut sein Übriges. Da gilt es herumzureisen, was angesichts der ökonomischen Rahmenbedingungen der Heimatregion wohl hilfreich sein dürfte. Dass die musikalische Nahversorgung von Dörfchen und Umgebung darunter leidet, ist jedoch nicht anzunehmen. Es gibt in Zece Prãjin fünf Combos, von denen, das würde Herr Panbiru wohl sagen, natürlich keine so gut ist wie die seine. Es klang, als könnte er recht haben. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 30.4.2012)