Tripolis - Der Nationale Übergangsrat in Libyen hält an der Interimsregierung unter Abdel Rahim al-Kib fest. Um Stabilität in dieser "heiklen Phase" zu bewahren und den "Erfolg des Wahlprozesses" zu garantieren, habe der Übergangsrat entschieden, die Regierung al-Kib im Amt zu belassen, teilte der Chef des Übergangsrats, Mustafa Abdel Jalil, am Sonntag nach einer Krisensitzung des Gremiums mit. Übergangsrat und -regierung hatten sich vergangene Woche gegenseitig Vorwürfe gemacht, woraufhin Mitglieder des Übergangsrats gedroht hatten, dem Kabinett al-Kibs das Vertrauen zu entziehen.

Der Übergangsrat, das höchste politische Gremium Libyens seit dem Sturz von Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi, macht die Regierung für das langsame Vorankommen des Landes verantwortlich. Der Übergangsrat forderte Al-Kib, der seit November an der Regierungsspitze steht, am Sonntag auf, vor allem für mehr Sicherheit im Land zu sorgen. Sechs Monate nach dem offiziellen Ende des Konflikts kontrollieren die Milizen noch immer weite Teile des Landes, darunter den Flughafen von Tripolis. Eine funktionierende Armee oder Justiz gibt es weiterhin nicht und im Süden gibt es immer wieder blutige Stammeskämpfe.

Al-Kib hatte dem Nationalen Übergangsrat vergangene Woche seinerseits eine Behinderung der Regierung vorgeworfen. Der Übergangsrat gefährde mit seiner Blockadehaltung unter anderem die für den 19. Juni geplante Wahl einer Verfassungsgebenden Versammlung, sagte al-Kib. (APA, 29.4.2012)