Katniss Everdeen. Der Name ist (noch) nicht ganz so geläufig wie Harry Potter, aber im Moment sieht es so aus, als fehlte nicht mehr viel. Katniss Everdeen ist die Heldin des Zukunftsszenarios, das die amerikanische Schriftstellerin Suzanne Collins in ihrer Trilogie Die Tribute von Panem entworfen hat. Katniss ist ein Teenager-Mädchen, das mit Pfeil und Boden durch eine feindliche Welt streift, gefangen in einem großen Spiel, in dem die Unterhaltungsindustrie der Zukunft wieder in den Gladiatorenmodus der Antike zurückgefallen ist. Halb Starcasting, halb Opferkult, wird in Die Tribute von Panem die Gnadenlosigkeit des modernen Showbetriebs auf die Spitze getrieben.

Als die Verfilmung des ersten Teil durch Gary Ross in die Kinos kam, waren die Kritiken noch gemischt, doch inzwischen erfährt das Pop-Phänomen, das im wesentlichen um die Figur der Katniss Everdeen kreist, immer größere Aufmerksamkeit (natürlich auch gesteuerte). Das hat viel mit der Darstellerin zu tun: Jennifer Lawrence hat es innerhalb von ein paar Filmen geschafft, aus dem Independent-Bereich in den Mainstream der großen Franchises vorzudringen. In Die Tribute von Panem schließt sie dabei auf eine gewisse Weise an den Film an, mit dem sie ihren Durchbruch schaffte. Denn in Winter's Bone von Debra Granik spielte sie ein Teenager-Mädchen in einer ländlichen Gemeinde in den Ozarks, und da wie dort ist es vor allem ein alterunüblich großes Maß an Verantwortung, das ihre Figuren sich auferlegen. Hier gibt es ein relativ ausführliches Interview mit ihr zu dieser Rolle.

Die zweite seriöse Rolle vor der Blockbusterkarriere hatte sie in Jodie Fosters The Beaver (auch dazu gibt es ein Interview), wo sie die Freundin eines Jungen spielte, der unter der Depression seines Vaters leidet. Auch hier zeigte sie eine nicht allzu häufige Verbindung aus Sensibilität und Stärke.

Foto: lionsgate

Das Phänomen der Tribute von Panem muss man nun sicher nicht überbewerten, aber die aktuelle Erfolgsgeschichte dieses Franchises hat allem Anschein nach ganz wesentlich mit der Hauptdarstellerin und mit der besonderen Actionrolle zu tun, sie sie verkörpert: Eine Figur, die bei aller kämpferischen Kompetenz noch an das reale Leben vieler Menschen im Publium anschlussfähig erscheint, nicht zuletzt in den verarmenden ländlichen Regionen der USA. Katniss Everdeen ist, in ihrer ganzen Zwiespältigkeit, auch eine politische Heldin.

Siehe auch: "Die Tribute von Panem" im Zentrum einer Rassismus-Debatte