Leipzig - Müde, antriebslos und ausgebrannt: Immer mehr Menschen in Deutschland werden wegen chronischer Erschöpfung krank. Für das Leiden wurde vor nunmehr fast 40 Jahren der Begriff "Burnout-Syndrom" geprägt. Heute gilt Burnout vor allem als Massenphänomen in der Arbeitswelt. Die Zahl der durch psychische Erkrankungen verursachten Krankheitstage stieg von 33,6 Millionen im Jahr 2001 auf 53,5 Millionen im Jahr 2010.

Das sogenannte Burnout-Syndrom beschreibt einen anhaltenden Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung. Geprägt wurde der Begriff erstmals 1974 von dem deutschstämmigen Psychoanalytiker Herbert Freudenberger, der die Symptome bei professionellen Helfern beobachtete.

Pflegekräfte, Mediziner und Leher

Tatsächlich sind häufig helfende und medizinische Berufe wie Pflegekräfte, Ärzte oder Krankenschwestern, aber auch Lehrer vom Burnout-Syndrom betroffen. Auch viele Rentner, Studenten und Hausfrauen zeigen Anzeichen von chronischer Erschöpfung. Nicht zuletzt haben sich zudem zahlreiche Prominente wie "Rosenstolz"-Sänger Peter Plate, Sportler und Manager zu ihrem "Ausgebranntsein" bekannt.

Zu den Auslösern von chronischem Stress zählen Forscher hohe Arbeitsbelastung, Zeitdruck, geringe Gestaltungsspielräume und das Fehlen von Erholungsphasen. Auch die ständige Erreichbarkeit führt dazu, dass Menschen nicht mehr abschalten können. Hinzu kommen oft noch familiäre Belastungen.

Zunehmende Fehlzeiten

Solide Zahlen darüber, wie viele Menschen in Deutschland am Burnout-Syndrom leiden, gibt es nicht. Einige Schätzungen gehen von rund neun Millionen Betroffenen aus. Fakt ist aber: Die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen nehmen seit Jahren zu, wie aus den Zahlen der Krankenkassen hervorgeht. Auch viele Frühpensionierungen erfolgen aufgrund dieses Krankheitsbildes. Für die Wirtschaft entstehen dadurch Ausfälle in Milliardenhöhe, weshalb das Thema Burnout auch von zunehmender gesundheitspolitischer Brisanz ist.

Es ist allerdings oft schwer, Burnout von anderen psychischen Erkrankungen wie Depression abzugrenzen. Nach wie vor gibt es dafür keine einheitliche Definition und auch keine klare Diagnose. Es liegt gegenwärtig im ärztlichen Ermessen, Burnout festzustellen und entsprechend zu behandeln.

Burnout äußert sich unter anderem durch einen wechselnden Zustand von Erschöpfung und Anspannung, durch Unruhe und verminderte Leistungsfähigkeit. Hinzu kommen seelische und körperliche Beschwerden wie Rücken- oder Kopfschmerzen. Nach Ansicht einiger Experten ist Burnout möglicherweise eine Stufe der Depression. (APA, 30.4.2012)