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Operation am Herzen: Der Kreml, Zentrum Moskaus und Russlands, wird nach den Wünschen Wladimir Putins ausgebaut, um der wachsenden Beamtenschar mehr Platz zu geben.

Foto: Reuters

Moskau - Der Kreml ist zu eng für die russische Präsidialverwaltung und den Präsidentenwachdienst FSO. Darum wird er nun ausgebaut. Der sogenannte Korpus Nummer 14, ein Verwaltungsgebäude im neoklassizistischen Stil auf dem Gelände des altrussischen Kreml, wird um 20.000 Quadratmeter ausgebaut. Auf der Fläche entstehen Büros und Lagerräume.

Das Umbauprojekt wurde von Wladimir Putin im vergangenen Herbst abgesegnet, direkt nach dem Parteitag des "Einigen Russland", auf dem der amtierende Präsident Dmitri Medwedew der Kremlpartei vorgeschlagen hatte, Putin zum Kandidaten für die Präsidentenwahl 2012 zu küren. Der Regierungschef war sich demnach zu der Zeit seines Wahlsiegs und seiner Rückkehr in den Kreml schon sicher.

Laut dem Sprecher der Kremlverwaltung Viktor Chrekow laufen die Sanierungsarbeiten ebenfalls bereits seit dem vergangenen Jahr, der Ausbau der Räumlichkeiten beginnt kurz nach Amtsantritt Putins. Um das Bauverbot auf historischem Gelände zu umgehen, deklariert die Kremlverwaltung den Umbau als Spezialmaßnahme, "die auf den Schutz und die Regeneration der historisch-städtebaulichen oder natürlichen Umgebung eines Kulturobjekts abzielt". Der Korpus wurde 1934 als erstes Sowjet-Gebäude im Kreml als Militärschule gebaut und steht nicht unter Denkmalschutz.

Der lange Zeit als Theater genutzte Bau wurde schließlich in ein Verwaltungsgebäude der Kremlverwaltung umgewandelt und ist seitdem für Besucher gesperrt. Zuletzt konnten aber nicht mehr alle Abteilungen der Administration im Kreml untergebracht werden.

Millionenschwerer Umbau

Die Kremlverwaltung gibt für den Bau umgerechnet 215 Millionen Euro frei. Damit hat das Projekt in etwa die Größenordnung des ersten postsowjetischen Kremlumbaus unter Boris Jelzin. Die Renovierung des Großen Kremlpalastes kostete von 1994 bis 1998 insgesamt 335 Millionen US-Dollar und gilt als einer der größten Bauskandale in der neueren russischen Geschichte.

Die Kremlrenovierung wurde damals von der Schweizer Firma Mabetex durchgeführt. Später untersuchte die Staatsanwaltschaft, ob die Bauvergabe durch Bestechungsgelder erkauft worden war. Während das Verfahren in Russland - nach der Absetzung des Generalstaatsanwalts - im Sande verlief, musste der ehemalige Leiter der Kremlliegenschaften, Pawel Borodin, in dem Fall wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit drei Monate in Schweizer U-Haft verbringen, ehe er auf russischen Druck wieder freikam. In Moskau war Borodin dann noch bis zu seiner Pensionierung 2011 Generalsekretär der Russisch-Weißrussischen Union. (André Ballin, DER STANDARD, 3.5.2012)