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Sonne tut der Seele, nicht aber der Haut gut.

Foto: APA/Barbara Gindl

Dass ein Sonnenbad nicht nur Schaden anrichten kann, sondern auch die Gesundheit fördert, darüber herrscht mittlerweile Einigkeit in der Welt der Forschung. Allein: Die Dosis ist entscheidend. Durch Sonneneinwirkung wird in unserem Körper Vitamin D gebildet, eine ausreichende Versorgung ist essenziell. Dennoch gilt es noch nicht endgültig geklärt, ob die natürliche Sonneneinstrahlung in der Lage ist, ausreichende Mengen davon zu produzieren. Darin sehen Vitaminhersteller eine große Chance und bieten Tabletten zum Schlucken als Prophylaxe gegen Sonnenschäden und andere Folgeerscheinungen von Vitaminmangel an.

Vitamin D

Rund 90 Prozent des gesamten Vitamin-D-Bedarfes werden in unserer Haut unter Vermittlung von UVB-Strahlung erzeugt, und nur zehn Prozent werden über Nahrungsmittel (etwa fettreiche Fische wie Lachs, Makrele und Sardinen) aufgenommen. Die wichtige Funktion von Vitamin D im Kalziumhaushalt und in der Folge unseres Knochenstoffwechsels ist seit langem bekannt. In den letzten Jahren wurde jedoch ein Mangel an Vitamin D mit einer Reihe von weiteren Erkrankungen, insbesondere mit einem erhöhten Risiko zur Entwicklung von Dickdarm-, Brust- und Prostatakrebs, in Zusammenhang gebracht - vollständig geklärt ist die Datenlage nicht.

Zu durchaus hitzigen Diskussionen in Fachkreisen führte die Frage, ob demnach zu viel Sonnenschutz zu einer verminderten Vitamin-D-Produktion im Körper führt und somit zu viel UV-Schutz schädlich für unseren Köper sein könnte. Eine aktuelle Studie aus den USA zeigte auf, dass weltweit der Vitamin-D-Spiegel im Blut in allen Alters- und ethnischen Gruppen sowie bei beiden Geschlechtern abgenommen hat, wobei grundsätzlich Frauen häufiger betroffen sind als Männer, die schwarze Bevölkerung mehr als die weiße und Ältere öfter als Jüngere. Defizite entstanden allerdings nachweislich auch bei ausgeprägter Sonneneinwirkung, wie zum Beispiel auf Hawaii, wo 51 Prozent der Erwachsenen mit mindestens drei Stunden täglicher Sonnenbestrahlung an fünf Tagen pro Woche Mängel (Serumkonzentrationen von 25-OH-D von unter 30 ng/ml) aufwiesen. Obwohl der optimale Wert noch nicht mit exakten Daten untermauert werden konnte, wird laut Experten ein 25-OH-D-Spiegel von 75 bis 100 nmol/l (> 30 ng/ml) angestrebt.

"Vitamin D bleibt kontrovers. Bis heute konnte man sich noch nicht einmal auf einheitliche Grenzwerte einigen", sagt Thomas Schwarz, Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. "Verlässliche Empfehlungen, wie viel Sonnenbestrahlung ausreichend Vitamin D produziert, existieren nicht."

Sichere Daten

Unbestritten ist für den Dermatologen hingegen die Tatsache, dass Solarienbestrahlungen weder geeignet noch notwendig für die Vitamin-D-Produktion sind. Ebenso wenig verlässlich sind Zeitangaben für das vermeintlich "gesunde Sonnenbad". UV-Strahlung stellt weiterhin den größten Risikofaktor für die Bildung von Hautkrebserkrankungen, insbesondere verschiedener Arten des weißen Hautkrebses dar. "Bei nachgewiesenem Vitamin-D-Mangel ist die orale Substitution der sicherste Weg, auf den klassischen Sonnenschutz sollte nicht verzichtet werden", so Schwarz.

Vitamin D kann der Mensch zwar unter dem Einfluss von Sonnenlicht in der Haut produzieren, aber gegen die Folgeerscheinungen der UV-Strahlen sind noch kein Kraut gewachsen. Insbesondere Risikopatienten (ältere Menschen mit erhöhter Sturzgefahr, adipöse Personen und auch Schwangere) können von einer Korrektur des Vitamin-D-Spiegels in Form von Tabletten oder Tropfen profitieren.

Abhängig vom Schweregrad des Mangels wird eine tägliche Einnahme von 800 bis 2000 IE (Internationale Einheiten) empfohlen. Die Substitution sollte dabei ausschließlich unter Aufsicht eines Arztes erfolgen, denn auch wenn die Überdosierung des Vitamins durch Sonnenlicht unmöglich ist, kann die orale Einnahme zu viel des Guten bewirken. Für Milch, die mit Vitamin D angereichert ist und die im Supermarkt angeboten wird, gibt es in EU-Ländern strenge Richtlinien.

Fazit ist, dass Sonnencremen bei der Prophylaxe UV-bedingter Hautschäden extrem wichtig sind. In Summe werden sie jedoch häufig zu sparsam aufgetragen - durchschnittlich bloß ein Drittel der erforderlichen Menge. Wichtiger als der Lichtschutzfaktor ist die einmal richtig gewählte Menge. "Einmal ordentlich dick ist besser als mehrmals dünn", so Schwarz. (Sigrit Fleisz, DER STANDARD, 7.5.2012)