Addis Abeba/Nairobi - Die kenianischen Behörden begehen nach einem Bericht schwere Menschenrechtsverletzungen an Somaliern, die in der Grenzregion zwischen beiden Ländern leben. Sexuelle Übergriffe, Prügel, Erpressung, Plünderungen und Zerstörung von Eigentum seien die häufigsten Vergehen, heißt es in einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). Hintergrund der Taten sei der Kampf Kenias gegen die radikal-islamische Al-Shabaab-Miliz in Somalia.

In Kenia kommt es immer wieder zu Granaten- und Bombenanschlägen, seit das Land Ende vergangenen Jahres Truppen nach Somalia entsandt hatte. Kenia will die Übergangsregierung im Nachbarland im Kampf gegen die Islamisten unterstützen. Vorangegangen waren mehrere Entführungen von Europäern, die von der Al-Shabaab-Miliz aus Kenia nach Somalia verschleppt worden waren.

"Die Angriffe mutmaßlicher Al-Shabaab-Sympathisanten sind schrecklich, aber sie rechtfertigen niemals einen solchen wahllosen Missbrauch", sagte die stellvertretende Afrika-Direktorin von Human Rights Watch, Leslie Lefkow. "Die kenianische Polizei und die Soldaten sollten Zivilisten beschützen statt sie anzugreifen."

Für den Bericht wurden 55 Missbrauchsopfer interviewt. 20 davon stammen aus Dadaab, dem derzeit größten Flüchtlingscamp der Welt. Hier leben fast eine halbe Million Flüchtlinge aus Somalia, die vor dem Bürgerkrieg und der Dürre in Kenia Zuflucht gesucht hatten.

Die Menschenrechtler forderten die kenianische Regierung auf, Ermittlungen einzuleiten. Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen und vor Gericht gestellt werden, hieß es. (APA, 04.05.2012)