Salzburg - Und sie trauen sich doch. Was angesichts der wütenden Proteste von ÖVP und Altstadtkaufleuten kaum durchsetzbar schien, soll am 14. Mai mit einer Mehrheit von SPÖ und Bürgerliste den Gemeinderat passieren: die zeitweilige Sperre der Salzburger Innenstadt zwischen Neutor, Müllner Hügel und Hanuschplatz für den Autoverkehr.

In der Zeit vom 16. Juli bis zum 17. August soll diese Zone werktags zwischen 10 und 14 Uhr für den Pkw-Verkehr gesperrt werden. Ausgenommen sind Anrainer, Hotelgäste oder Taxis. Durch dieses "Verkehrsmanagement", wie die Sperre etwas euphemistisch genannt wird, soll der durch den Touristenansturm Jahr für Jahr auftretende sommerliche Verkehrskollaps zumindest abgemildert werden.

Das Modell wird im Herbst evaluiert. "Ziel ist eine klare Regelung für das gesamte Jahr", heißt es in einer Mitteilung der Stadt dazu.

Bürgermeister Schaden: "Weltuntergangsrhetorik"

Bis vor kurzem hat es freilich noch so ausgesehen, als würde aus dem von Verkehrsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste) entwickelten Konzept nichts. Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) wollte unbedingt den Altstadtverband mit im Boot haben.

Dessen Vertreter schalteten aber auf stur. Statt Verhandlungen mit der Stadt traten Kaufleute und Wirte bei einer ÖVP-Pressekonferenz auf. Die dort verbreitete "Weltuntergangsrhetorik" habe ihn zum Umdenken bewogen, sagt Schaden im Standard-Gespräch.

Und er kündigt weitere Maßnahmen an. Die jetzige Sperre sei nur "Pipifax", verglichen mit dem, was europaweit diskutiert werde. Der Individualverkehr in den Städten werde massiv eingeschränkt werden, prophezeit Schaden. Und zwar nicht aus ideologischen, sondern aus gesundheitlichen Gründen. (neu, DER STANDARD, 5./6.5.2012)