Der Platz, benannt nach Engelbert Dollfuß, der vor 79 Jahren die Demokratie in Österreich ausschaltete.

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Der Bürgermeister von Mank sagt zur Umbenennung des Platzes: "Von heute auf morgen werden wir das nicht beschließen."

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Nicht nur Kreuze und Marterln erinnern heute in Österreich an den Diktator Engelbert Dollfuß. In Mank im Mostviertel findet sich auch noch ein Platz, der nach Dollfuß benannt ist. Anlässlich der Stadternennung vor 25 Jahren hat die SPÖ jetzt einen Antrag auf Umbenennung des Platzes gestellt. "Als Vorsitzender der SPÖ Mank-Kirnberg-Texing ist das fast eine Verpflichtung", sagt Anton Hikade. Damit solle "die Außenwirkung der Stadtgemeinde im gesamten Bundesgebiet dahingehend verbessert werden, dass der in Österreich noch letzte Dr.-Dollfuß-Platz in Herrenstraße umbenannt wird." Die Mehrheit im Gemeinderat stellt allerdings die ÖVP mit 16 Vertretern, SPÖ und FPÖ haben drei beziehungsweise zwei Stimmen. 

ÖVP sieht keine Dringlichkeit

Der Manker Bürgermeister Martin Leonhardsberger (ÖVP) ist hörbar verstimmt. "Ich verstehe schon, dass es thematisiert wird", sagt er. Was ihn aber störe, sei die Vorgangsweise der SPÖ. "Es gibt keine Dringlichkeit", erklärt Leonhardsberger, "von heute auf morgen werden wir das nicht beschließen." Zuerst solle sich der Bauausschuss in Ruhe damit auseinandersetzen. Und dann solle jedenfalls noch dieses Jahr eine Entscheidung gefällt werden. Leonhardsberger, der seit 2004 Bürgermeister in Mank ist, weiß selbst noch nicht, ob er für die Umbenennung des Platzes Stimme ergreifen wird oder dagegen: "Ich lege mich nicht fest, ich möchte vorher diskutieren."

Dollfuß ist in einer Nachbargemeinde, Kirnberg an der Mank, aufgewachsen. In seinem Geburtshaus in Texing, wenige Kilometer von Mank entfernt, wird dem christlichsozialen Politiker in einem Museum gehuldigt. Dollfuß hat als Bundeskanzler 1933 das Parlament ausgeschaltet, eine Regierungsdiktatur eingerichtet und den sozialdemokratischen Widerstand im Bürgerkrieg 1934 niedergeschlagen. Wenige Monate später wurde er bei einem Nazi-Putschversuch ermordet.

Unter den 3.000 Mankern sei der Diktator kein Thema, sagt der Bürgermeister. "Dollfuß hat sicher eine sehr schwierige Rolle in seiner Zeit gespielt. Mir ist wichtig, was heute und in Zukunft passiert. Ich muss keine Denkmäler pflegen", so der 41-Jährige.

Einer der Manker Gemeinderäte, die sich mit der Umbenennung auseinandersetzen sollen, hat eine besondere Verbindung zu dem Platz: Karl Kalteis wohnt dort. Der Pensionist, Jahrgang 1948, erklärt: "Ich habe noch keine Meinung zu dem Ganzen." Mehr will er dazu nicht sagen. Nicht nur den Mostviertler ÖVP-Funktionären fällt es schwer, eine eindeutige Position zu dem Austrofaschisten einzunehmen: Die Parteikollegen im Parlament haben nach wie vor ein Dollfuß-Porträt in ihren Räumen hängen. 

Der Vorschlag der Manker SPÖ sieht nicht nur vor, dass Dollfuß seinen letzten Platz verliert, gleichzeitig soll der Parkplatz vor dem Rathaus nach einem ÖVP-Altbürgermeister benannt werden, der 24 Jahre in Mank waltete. Über den sagt das aktuelle Oberhaupt: "Leopold Eigenthaler hat sich sehr für die Beibehaltung des Dollfuß-Platzes eingesetzt." (Stefan Hayden, derStandard.at, 4.5.2012)