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Zum Abschluss des Summer-Openings belagern am Wochenende die Kiter den Neusiedler See. Hinter den Kulissen wird über eine Abwanderung des Events gestritten.

Foto: dapd/Zak

Podersdorf - Heizdecken, Gesundheitsmatratzen oder Bratpfannen werden in Podersdorf nicht angeboten. Dafür gibt es keine kostenfreie Busfahrt, der Eintritt zu den Vorträgen ist auch nicht gratis, und für Frühstück, Mittagessen und Getränke müssen die Gäste auch noch selbst aufkommen.

Ein Trip zum Surf-Weltcup am Neusiedler See ist dennoch die größte Werbefahrt, an der man derzeit in Österreich teilnehmen kann. Sponsoren und Aussteller haben fast jeden Quadratmeter im Podersdorfer Veranstaltungsgelände in Beschlag genommen. An der Bacardi-Bar vorbei schlendert man in Richtung Martini-Terrasse, das Zipfer-Sonnendeck ist gegenüber vom Bacardi-Diskozelt, wo es nächtens ordentlich rummst. Die Biermarke Desperados lädt beim Vorbeigehen auf Bier-Shots ein. "Uns unterstützen hauptsächlich Sponsoren, die direkt etwas verkaufen können" , sagt Veranstalter Gerhard Polak.

Wären da nicht die Surfer ...

Alkohol lässt sich beim partywilligen Volk großartig verkaufen. Dazu gibt's Kaffee von der Coffee Shop Company, als Softdrink wird Pepsi angepriesen. Alle Sponsoren werden fleißig, penetrant und lautstark von der riesigen Ö3-Bühne aus beworben, rund 15 potente Unterstützer auf der Liste haben wenig bis gar nichts mit Sport zu tun. Wären da nicht die Surfer im Wasser, man würde glatt vergessen, dass man sich hier auf einem Sportevent befindet.

Die diesjährige Auflage des Surf-Weltcups, der am Wochenende mit den besten europäischen Kitesurfern und den Stand-up-Paddlern finalisiert wird, hat alle Rekorde gesprengt. Dank der warmen Temperaturen kamen so viele Zuschauer wie noch nie zur Werbefahrt, bei der die Besucher auch viele Trendsportarten gratis ausprobieren konnten. Polak rechnet damit, dass erstmals die 100.000er-Marke in Podersdorf erreicht wird, bis Sonntag sollen 115.000 Besucher realistisch sein. Bei 4,50 Euro Tages- und 15 bis 20 Euro Abendeintritt verdienen sich die Organisatoren, nun ja, eine goldene Nase.

Gezanke

Insofern müsste im Burgenland alles eitel Wonne sein, wäre nicht der Streit ums liebe Geld ausgebrochen. Die Veranstalter bemängeln, dass der 850.000 Euro schwere Event heuer nur noch mit knapp 200.000 Euro öffentlich subventioniert wird. Podersdorf ist mit 140.000 Euro quasi Hauptsponsor, Neusiedler See Tourismus (30.000 Euro) und Burgenland Tourismus zahlen ungefähr so viel wie die Privatsponsoren. Werden die Subventionen für nächstes Jahr nicht auf 260.000 Euro - also rund 2,60 Euro pro angekarrtem Besucher - erhöht, drohen die Veranstalter mit Abwanderung. Auch im nahen Ausland gibt es schließlich Gewässer, hört man unter der Hand. Das Ultimatum der Veranstalter läuft bis Ende Juni.

Nach STANDARD-Recherchen hat vor allem das Land die Subventionen empfindlich gekürzt. Noch vor zwei Jahren konnte sich der Surf-Weltcup über einen sechsstelligen Betrag freuen, bei der diesmal 15. Auflage des Events sind es 25.000 Euro. "Wir arbeiten heuer ohne Netz", sagt Polak. " Wären die Zuschauer ausgeblieben, hätten wir blöd dreingeschaut." Eine Garantie auf schönes Wetter gebe es auch für das kommende Jahr nicht.

Rocker und Beachvolleyball

Burgenlands Tourismus-Chef Mario Baier ist über das Ultimatum "sehr verärgert. Das ist nicht die feine Art." Die Veranstaltung sei seit 1998 von Anfang an unterstützt worden. "Die Organisatoren verlangen jetzt ja auch Eintritt, und das nicht zu knapp. Dazu gibt es genug private Sponsoren." Ob es weitere Einschnitte bei den Subventionen geben wird, wollte Baier nicht sagen.

Die Veranstalter des Musikfestivals Nova Rock bringen vom 8. bis 10. Juni unter anderem Metallica und rund 150.000 Besucher ins nahegelegene Nickelsdorf. "Wir werden unterstützt, bekommen aber überhaupt keine Geldleistungen vom Land", sagt Geschäftsführer Ewald Tatar dem STANDARD. "Aber mit vollen Hosen ist gut stinken." Als vergleichbaren Sportevent verweist der Surf-Weltcup gerne auf die Beachvolleyball-Veranstaltung in Klagenfurt: Dort half die öffentliche Hand (Stadt, Land) im Vorjahr mit mehr als 800.000 Euro aus.(Davis Krutzler, DER STANDARD, 05./06. Mai 2012)