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Karsten Benz packt Positives aus.
Wien - Nach all den Negativschlagzeilen der vergangen Wochen kommen nun auch positive Nachrichten von der AUA: Vorausgesetzt die begonnene Sanierung geht zügig voran, will Karsten Benz, seit April im AUA-Vorstand, den "Standort Wien stärken", wie er im Gespräch mit dem Standard sagte.
Dazu gehört der Ausbau der Langstrecke. Nach der Erneuerung der zehn Langstreckenflieger (neue Sitze, neues Programmangebot), die nächstes Jahr abgeschlossen sein soll und 80 Millionen Euro kostet, fände Benz Newark, der Stadtflughafen von New York City (liegt 17 Kilometer südwestlich von New York City zwischen Newark und Elizabeth), eine " interessante Destination", die 2013 angeflogen werden soll.
Newark ist für Geschäftsleute ideal, die sich damit die Anreise vom John F. Kennedy Airport in die City ersparen. Derzeit wird New York täglich angeflogen. Newark solle fünfmal wöchentlich bedient werden, besser wäre täglich so Benz. Zum Einsatz käme die Boeing 767 (nach der Erneuerung) die durch die Streichung von Bombay frei wurde.
Charme hätte für Benz auch Chicago (ebenfalls 2013), gemeinsam mit dem Star Alliance Partner United Airline, und Los Angeles. Für beide Destinationen wären neue Flieger (B 777) erforderlich, die es aber erst gibt, wenn die AUA nachweislich saniert ist, zumal Los Angeles aufgrund der Entfernung durch den hohen Spritverbrauch sehr teuer sei.
United und ANA auf der Wunschliste
Ganz oben auf der Wunschliste des AUA-Managers steht, United Airlines, sowie die japanische ANA nach Wien zu bekommen. Mit United kooperiere die AUA seit Jahren, und nach Tokio fliegt die AUA unter einer gemeinsamen Flugnummer mit ANA. Die ANA selbst fliegt aber Wien nicht an. Nun gebe es ein neues Joint Venture, wonach beide Seiten etwa ihre Einnahmen auf den gemeinsam beflogenen Strecken nach einem bestimmten Schlüssel aufteilen.
Bereits ab Juni wird das Essen in der Economyclass auf der Mittelstrecke umgestellt: Das Sandwich gibt es nach wie vor. Im Internet oder bis zu einer Stunde vor Abflug am Flughafen können die Passagiere dann Do-&-Co-Essen vorbestellen.
Im Osteuropageschäft seien derzeit keine neuen Destinationen, aber auch keine Streichungen geplant. Die Vorausbuchungen seien nicht schlecht, das Problem seien die erneut gestiegenen Kosten. Die Ticketsteuer werde heuer 40 Mio. Euro kosten und der hohe Kerosinpreis habe im ersten Quartal zu einer Zusatzbelastung von 16 Mio. Euro geführt.
Ausbau der Firmenkunden
Oberste Priorität habe das Firmenkundengeschäft. Das wichtigste Kaufkriterium sei hier "der Preis und die Verfügbarkeit". Mit neu entwickelten Tools für die Travelmanager in den Betrieben (das sind jene die entscheiden, mit welchen Airlines die Mitarbeiter fliegen dürfen), sollen technischen Lösungen angeboten werden, um die Betriebe an die AUA zu binden.
Benz, der aus der Führungsetage der Lufthansa kommt, bedauert, dass die Verhandlungslösung mit dem Betriebsrat jüngst nicht zustande kam. "Wir waren im Finanzministerium, wo man sich auch am Fenstertag (30. April, Anm.) für uns Zeit nahm, und wir bekamen bestätigt, dass die Zwischenabfertigung (die Mitarbeiter werden abgefertigt, bleiben aber in der Firma) nur mit sechs Prozent zu versteuern gewesen wäre." Diese Frage war eine wesentliche Bedingung der Mitarbeiter zur Akzeptanz der zwischen Vorstand und Betriebsrat vereinbarten Punktation. Weil der Betriebsrat nicht abstimmen lies (eine Mehrheit der Belegschaft schien nicht gegeben), wurde umgehend der Betriebsübergang auf die kostengünstigere Tyrolean eingeleitet. "Schade, wir waren kurz vor einer Einigung, wir hätten gerne die Verhandlungslösung gehabt", so Benz. Am Montag findet nochmals eine Betriebsversammlung statt. Und Benz lässt wissen: "Wir haben gute Chancen, dass die von Betriebsrat und Gewerkschaft angekündigten Klagen von den Gerichten abgewiesen werden."
Bis zum 2. Juni können sich die 2400 Piloten und Flugbegleiter entscheiden, ob sie die AUA verlassen oder bleiben. 43 Piloten haben die AUA bereits verlassen. "Je weniger gehen, desto besser, wir wollen sie überzeugen, zu bleiben", so Benz. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 5./6.5.2012)