Eynulla Fatullajew

Foto: Fatullajew

Der aserbaidschanische Journalist Eynulla Fatullajew erhielt heuer den Unesco-Pressefreiheitspreis. Über die erhofften Auswirkungen in seinem Land sprach er mit Alexandra Föderl-Schmid.

Standard: Was bedeutet der Preis für Sie und für die Pressefreiheit in Aserbaidschan, wo noch immer sechs Journalisten in Haft sitzen?

Fatullajew: Wir haben sehr große Probleme mit der Meinungs- und Pressefreiheit. Dieser Preis lenkt Aufmerksamkeit darauf und hilft daher hoffentlich allen Journalisten in meinem Land, die auch für europäische Werte kämpfen. Wir brauchen einen Wandel der Medienpolitik zurück in alte Zeiten.

Standard: Warum rückwärtsgewandt?

Fatullajew: Zurück zum Status quo, den es 2005/2006 gegeben hat. In dieser Periode gab es mehr Demokratie. Es gab 1800 Zeitungen, viele unabhängig. Jetzt gibt es nur noch zwei, die oppositionelle Meinungen vertreten. Dieser Preis kann beitragen, etwas zu ändern.

Standard: In wenigen Tagen findet der Eurovision Song Contest in Aserbaidschan statt. Können Boykottdrohungen etwas bewirken?

Fatullajew: Kann sein, ich erwarte aber keine kurzfristigen Änderungen. Vor zwei Monaten hat die Regierung zum ersten Mal anerkannt, dass es Menschenrechtsverletzungen gibt. Wenn Journalisten ins Land kommen, dann kann das aber Veränderungen bringen, indem sie über die Situation berichten. Das könnte ein Fenster öffnen.

Standard: Sie haben bei der Preisverleihung mehrfach Miklós Haraszti, den früheren OSZE-Medienbeauftragten, der seinen Sitz in Wien hat, erwähnt. Was war seine Rolle, dass sie nach vier Jahren Haft freikamen?

Fatullajew: Er hat mich in der Haft mehrfach besucht und Verhandlungen mit dem Präsidenten und der Regierung gestartet. Er hat jede Möglichkeit genutzt, auf meinen Fall und jene damals sieben anderen inhaftierten Journalisten hinzuweisen. Wer in so einer Situation ist, kann nur froh sein, dass es eine solche Person gibt, die sich einsetzt. (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, 5./6.5.2012)