Wien - Für die verstaatlichte Hypo Alpe Adria geht es in den Diskussionen, die sie demnächst mit den Bankenaufsehern in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) führen wird, um sehr viel. Die Aufsichtsbehörde hat ja Ende 2011 die Aufstockung des Eigenkapitalpolsters von damals 10,54 auf 12,04 Prozent verlangt - dabei geht es um 1,5 Mrd. Euro. Die Frist dafür läuft bis Jahresende.

Bis dahin freilich hoffen die Hypo-Banker durch Verkäufe und Assetabbau ihr Risiko und somit ihren Eigenkapital-Unterlegungsbedarf deutlich verringern zu können. Zudem beginnt ein neues Joint Risk Assessment (JRAD) unter Leitung der OeNB; dabei werden alle Risiken auf Basis der aktuellen Zahlen analysiert. "Wir hoffen, dass wir der OeNB dann nachweisen können, dass Änderungen stattgefunden haben und unser Kapital-Nachschussbedarf nicht mehr 1,5 Milliarden beträgt", erklärt ein Banker.

Derzeit sei man mit den Nationalbankern "in Gesprächen über die neuen Risikosysteme". Selbige waren bei der Kärntner Landesbank immer notleidend; seit der Hypo-Notverstaatlichung Ende 2009 wurde an Verbesserungen gearbeitet, die nun eben mit den Aufsehern besprochen werden.

Vor-Ort-geprüft hat die Nationalbank das Risiko der Hypo ja recht oft; das letzte Mal kurz vor der Verstaatlichung - also zu einer Zeit, als die BayernLB Hauptaktionärin der Bank war. Das Zeugnis fiel vernichtend aus und machte den, offenbar langwierigen, Umbau der Systeme notwendig.

Im OeNB-Bericht vom 23. November 2009 haben die Prüfer, die zuvor Kredit- und Liquiditätsrisiko unter die Lupe genommen hatten, kein gutes Haar an den bankinternen Prozessen gelassen. Sie schrieben von " zahlreichen Mängeln" und den Verdacht der Verletzung des Bankwesengesetzes (BWG) in 21 Fällen.

Gefahr von Klumpenrisken

Miteinander verbundene Kunden seien nicht zu identifizieren (birgt die Gefahr von Klumpenrisiken), die Kredit-Risikoüberwachungsprozesse seien " unvollständig", eine angemessene Risikosteuerung "nicht in hinreichendem Umfang möglich". Die "mangelhafte" Datenqualität (die Prüfer orteten einen "hohen manuellen Anteil in der Datenverarbeitung") bewirke, dass möglicherweise der Eigenkapitalbedarf falsch errechnet werde. Auch das begründete den Verdacht auf Verstöße gegen das BWG.

Allein die kursorische Zusammenfassung der von den Prüfern festgestellten Mängel hat damals sieben Seiten umfasst - angefangen damit, dass die Bank in den Bereichen Risikomanagement, Risikosteuerung Beteiligungsmanagement und Problemkredit-Management schlicht zu wenig Personal hatte.

Die bayrischen Eigentümer haben damals laut Vor-Ort-Prüfbericht zwar erste "Transformationsprozesse" eingeleitet - weit sind sie damit aber nicht gekommen. Nicht einmal einen Monat nach Fertigstellung des Prüfberichts musste die Republik die Bank retten. Die Nationalbank hatte der Bank Ende 2008 übrigens noch das Prädikat "not distressed" (kein Sanierungsfall) verliehen.(Renate Graber, DER STANDARD; 5.5./6.5.2012)