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Shukri Ghanem wurde auf einem Friedhof in Tripolis beigesetzt.

Foto: Reuters/Ismail Zitouny

Tripolis - Einige Dutzend Menschen haben am Freitag dem Begräbnis des in Wien verstorbenen libyschen Ex-Premiers Shukri Ghanem in Tripolis beigewohnt. Es habe sich um ein bescheidenes Ende für einen Mann gehandelt, der einst zu den mächtigsten in Libyen gezählt hat, schrieb die Nachrichtenagentur Reuters. Keine offiziellen Vertreter der neuen libyschen Führung waren demnach anwesend. Ghanem, der jahrelang zur engsten Entourage des ehemaligen Machthabers Muammar Gaddafi gezählt hatte, ehe er dem Regime Mitte Mai des vergangenen Jahres den Rücken kehrte, war am Sonntag tot in der Neuen Donau gefunden worden.

Rund 200 frühere Schulfreunde, Kollegen, Nachbarn und Familienangehörige nahmen an der Trauerfeier auf einem Friedhof in der libyschen Hauptstadt teil. Der mit einem weißen, bestickten Tuch bedeckte Sarg wurde in einer stillen Zeremonie, bei der nur Männer anwesend waren, von einem Gebetsraum auf den Friedhof getragen und später begraben.

Tod durch Ertrinken

"Die Familie von Dr. Ghanem ist nach dem plötzlichen und tragischen Verlust eines viel geliebten und respektierten Mannes in Trauer", betonte die Familie laut Nachrichtenagentur AFP in einer Erklärung. "Die endgültige Autopsie ergab, dass die Ursache des Todes von Dr. Ghanem natürlich ist. Es gibt keinen Grund zu glauben, dass jemand anderes an dem Tod beteiligt ist", ging die Familie auf Gerüchte ein.

Warum der voll bekleidete 69-jährige Ex-Premier in die Neue Donau fiel, ist noch unklar. Die Obduktion ergab Tod durch Ertrinken, das Ergebnis der toxikologischen Untersuchung wird allerdings erst kommende Woche erwartet. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt, geht aber von keinem Fremdverschulden aus. Freunde und Kollegen des Verstorbenen vermuteten dagegen, dass Ghanem von Feinden getötet worden sei, weil er über den Verbleib von Milliarden aus Gaddafis Vermögen Bescheid gewusst haben soll. Libyen wollte ihn im Zusammenhang mit Korruptionsermittlungen einvernehmen. Gefährten berichteten außerdem über gesundheitliche Probleme.

Ghanem war Ministerpräsident von 2003 bis 2006, von 2006 bis 2011 Erdöl-Minister und Chef der nationalen Ölgesellschaft (NOC). Von 1993 bis 2001 arbeitet er in Wien für die Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC), wo er teilweise den Posten des Vize-Generalsekretärs innehatte. Er hatte in der Donaustadt, unweit seines Fundorts, einen ordentlichen Wohnsitz. (APA, 5.5.2012)