Bamako - Islamische Fundamentalisten haben im Norden Malis ein zum UNESCO-Weltkulturerbe zählendes Mausoleum geschändet. Mitglieder der Organisation Al-Kaida im Maghreb (AQMI) hätten am Freitag mit Hilfe der Islamistengruppe Ansar Dine das Mausoleum des Heiligen Sidi Mahmoud Ben Amar zerstört, sagte einer der Stellvertreter des Bürgermeisters von Timbuktu, der nicht namentlich genannt werden wollte, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. "Sie haben es angezündet." AQMI und Ansar Dine kontrollieren seit dem Militärputsch in Mali am 22. März den Norden des westafrikanischen Landes.

Die Islamisten hätten angekündigt, weitere Mausoleen zu zerstören, sagte der Stadtvertreter. "Timbuktu steht unter Schock." Ein örtlicher Journalist sagte, er habe das zerstörte Mausoleum gesehen. "Es ist sehr schlimm." Die Übergangsregierung in Bamako verurteilte die Zerstörung als "unvertretbare Handlung, welche die Grundsätze des Islam mit Füßen" trete.

"Stadt der 333 Heiligen"

Das rund tausend Kilometer nördlich von Malis Hauptstadt Bamako gelegene Timbuktu am Rande der Sahara wird auch "Stadt der 333 Heiligen" oder "Perle der Wüste" genannt. Seit 1988 steht die Stadt auf der Liste des Weltkulturerbes der UN-Kulturorganisation UNESCO. Die zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert von Tuareg-Stämmen gegründete Stadt war ein geistiges Zentrum des Islam und ein wohlhabender Knotenpunkt des Karawanen-Handels. An die stolze Vergangenheit der Stadt erinnern ihre drei großen Moscheen, aber auch zehntausende Manuskripte, die zum Teil aus der vorislamischen Zeit stammen.

Neben den Moscheen gehören zum Weltkulturerbe von Timbuktu 16 Friedhöfe und Mausoleen. Erst kürzlich hatte die UNESCO ihre Besorgnis über die Herrschaft der Islamisten in der Region ausgedrückt und diese zum Respekt des Weltkulturerbes aufgerufen. (APA, 5.5.2012)