Kabul - Erneut ist in Afghanistan ein NATO-Soldat von einem Angreifer in afghanischer Armeeuniform erschossen worden. Der Vorfall ereignete sich nach Angaben der internationalen Afghanistan-Truppe ISAF am Sonntag im Süden des Landes. Es war bereits der 13. derartige Angriff seit Jahresbeginn, 19 NATO-Soldaten wurden dabei bisher getötet.

Nach Angaben eines ISAF-Sprechers erwiderten ISAF-Soldaten das Feuer und töteten den Angreifer. Angaben zur Nationalität des getöteten Soldaten machte der Sprecher nicht.

Zwischenfälle

Erst vor rund einer Woche waren ein US-Soldat, zwei afghanische Soldaten und ein Dolmetscher getötet worden, als ein Soldat einer afghanischen Spezialeinheit in der Provinz Kandahar das Feuer auf seine Kameraden eröffnete. Am selben Tag hatten zwei afghanische Polizisten US-Soldaten an einem Militärposten in derselben Provinz beschossen. Die Angreifer wurden erschossen.

Zu einigen derartiger Angriffe bekannten sich die radikalislamischen Taliban, die nach eigenen Angaben viele eigene Kämpfer inkognito in die afghanische Armee geschleust haben. Etliche der Vorfälle sind nach Einschätzung von Beobachtern jedoch Folge kultureller Unterschiede und Spannungen zwischen den afghanischen Sicherheitskräften und ihren ausländischen Kollegen.

Die Angriffe wirken sich nach ISAF-Angaben negativ auf die Kampfmoral der NATO-Soldaten aus. Als Gegenmaßnahme schleuste der afghanische Geheimdienst Agenten in die Ausbildungszentren von Armee und Polizei ein, um potenzielle Todesschützen frühzeitig aus dem Verkehr zu ziehen. Auch die ISAF ergriff zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen.

In einem weiteren Vorfall wurde am Sonntag ein ISAF-Mitglied im Osten des Landes durch eine Bombe getötet. Die ISAF hat rund 130.000 Soldaten in Afghanistan stationiert. Der Großteil von ihnen soll bis Ende 2014 abziehen. (APA, 6.5.2012)