Paris - Der französische Außenminister und Ex-Premier Alain Juppé hat am Montag angekündigt, dass er bei den Parlamentswahlen im Juni nicht kandidieren werde, und damit auf einen Führungsanspruch in der bisherigen bürgerlich-konservativen Regierungspartei UMP ("Union für eine Volksbewegung") verzichtet. „Ich habe beschlossen, dass ich nicht kandidieren werde", sagte Juppé auf einer Pressekonferenz in Bordeaux, dessen Bürgermeister er ist. Der 67-Jährige ist die erste Persönlichkeit aus dem konservativen Lager, die ihren Rückzug aus der nationalen Politik ankündigt, nachdem Präsident Nicolas Sarkozy (UMP) am gestrigen Sonntag die Präsidentenwahl gegen den Sozialisten Francois Hollande (PS) verloren hat.

Juppé war ebenso wie Premierminister Francois Fillon als möglicher künftiger UMP-Chef im Gespräch gewesen. Arbeitsminister Xavier Bertrand nannte die beiden Namen sowie jenen des gegenwärtigen UMP-Chefs Jean-Francois Copé am Sonntagabend im Fernsehen.

Bürgermeister Bordeaux´

„Wir müssen uns überall im Land in eine Position der Rückeroberung versetzen", betonte Juppé und fügte mit Bezug auf sein Bürgermeisteramt hinzu: „Ich habe beschlossen, mich dieser Arbeit voll zu widmen." In Bordeaux hatte Hollande am gestrigen Sonntag 57,18 Prozent der Wählerstimmen erhalten, mehr als fünf Prozentpunkte mehr als im nationalen Durchschnitt. Der Alt-Premier betonte weiter, dass die Bürger „immer weniger die Ämterkumulierung verstehen".

Juppé war bei den letzten Parlamentswahlen im Juni 2007 von einer Sozialistin geschlagen worden, was ihn dazu veranlasste, das ihm gerade von Präsident Sarkozy anvertraute Umweltministerium wieder zurückzulegen. Erst 2011 holte ihn Sarkozy wieder in sein Kabinett. Juppé war bereits von 1993 bis 1995 Außenminister unter Premier Edouard Balladur und anschließend von 1995 bis 1997 Premierminister von Präsident Jacques Chirac. 2004 musste er alle seine Wahlmandate abgeben, weil er wegen illegaler Parteienfinanzierung zu 14 Jahren bedingter Haft verurteilt worden war. Daraufhin nahm er eine Professur an der Verwaltungshochschule der kanadischen Provinz Québec an. 2006 eroberte er dann das Rathaus von Bordeaux, und 2007 verhalf ihm Sarkozy zu seinem Comeback, das allerdings durch die Wahlniederlage von 2007 wieder bis zum Vorjahr unterbrochen wurde.  (APA, 7.5.2012)