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Stefan Maierhofer in seinem Element.

Foto: APA/dapd/Punz

Wien/Salzburg - Am Montagvormittag hat der 29-jährige Stefan Maierhofer den Stress vom Sonntagnachmittag aus den Beinen geschüttelt. Seine Zehen waren blau gefärbt, aber das hatte wirklich nur im konkreten Fall mit Rapid zu tun. "Alle Gegenspieler steigen mir bei Standards auf die Füße, damit ich nicht hochspringen kann. Das gehört zum Geschäft, man lernt im Laufe der Zeit, wie man sich wehrt."

Der 2,02 Meter hohe Maierhofer hat mit seinem Kopfballtreffer im Hanappi-Stadion die Meisterschaft zugunsten von Red Bull Salzburg (fast) entschieden. Der Vorsprung auf Rapid beträgt sechs Punkte, drei Runden stehen aus. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, die Feste erst zu feiern, wenn sie gefallen sind, obwohl Rapids Trainer Peter Schöttel nach dem 0: 1 festgestellt hat: "Das Thema ist erledigt. Wir konnten lange Zeit rauf und runter schauen, jetzt schauen wir eben runter. Wahrscheinlich wäre der Titel auch zu früh gekommen. Wir haben noch Defizite. Die Europa League würde schon passen. Salzburg hat die beste Mannschaft."

"Er hat bei mir Sympathiepunkte verloren"

Und Salzburg hat Maierhofer, den Ex-Rapidler, den Reibebaum. Er wurde im Hanappi von den Fans (natürlich nicht von allen) wüst beschimpft, "das war unterste Schublade". Er machte das böse bis blöde Spiel insofern mit, als er darauf einstieg. Schöttel nahm ihm die Worte, nicht unbedingt die Taten übel. "Er hat bei mir Sympathiepunkte verloren."

Maierhofer wird das zwar überstehen, am Tag danach war er aber doch ein bisserl einsichtig. "Im Nachhinein hätte man ein paar andere Worte wählen können, aber man muss meine Emotionen verstehen." Von der " Qualität Maierhofer" hat er gesprochen und davon, dass ihm Rapid keine Blumen geschickt hat, als er als Duisburg-Spieler vor dem deutschen Cupfinale verletzt war.

Maierhofer jubelte nach seinem Tor ausgiebig bis aufreizend. "Wird man beschimpft und gedemütigt, zeigt man eben die Genugtuung. Es geht auch um Würde."

Es war übrigens Schiedsrichter Schörgenhofer zu verdanken, dass der Lange diese Form von Würde zeigen durfte. Erst wurde er nach einem Rempler gegen Tormann Lukas Königshofer verwarnt, danach landete sein ausgefahrener Ellbogen bei einem Kopfballduell mitten im Gesicht von Harald Pichler. "Obwohl es unabsichtlich war, hätt ich mich über einen Ausschluss nicht beschweren dürfen. Aber was soll ich machen? Ich habe mich bei Pichler entschuldigt." Vonseiten der Bundesliga wird keine Anzeige erhoben, also sind auch keiner weiteren Konsequenzen zu fürchten. Unmittelbar nach dem Tor hat er im eigenen Strafraum den Ball mit der Hand berührt. "Ein Elfer wäre vertretbar gewesen. Aber was soll ich machen? Oft genug hat Rapid von Schiedsrichterentscheidungen profitiert."

Kein Genie

Maierhofer hat ein Problem, das im Diesseits sicher nicht mehr gelöst werden wird. "Mein Leben lang musste ich hören, dass ich eigentlich nicht Fußball spielen kann. Ich weiß, dass ich kein Genie bin. Aber es zählen auch andere Qualitäten. Bis zu einem gewissen Grad muss man über den Dingen stehen. Aber manchmal tut man sich schwer damit." Er erzählt von "Hass-Mails", die regelmäßig eintrudeln, "Arschloch" und "Hurensohn" wird er geheißen. "Schon in der Zeit, als ich noch Rapidler war. Der Grat zwischen Fan-Kultur und Fan-Unkultur ist ein schmaler."

Maierhofer sagt auch, dass es trotzdem immer wieder ein Erlebnis sei, im Hexenkessel Hanappi zu kicken. "Irre Stimmung. Und die Choreografie hat ja toll ausgeschaut. Trotzdem muss man sich nicht alles gefallen lassen. Aber Rapid hat eine tolle Mannschaft."

Laut Schöttel ist Salzburg Meister. Maierhofer geht auch davon aus, sagt es aber nicht. "Es war ein großer Schritt. Die Letzten von uns haben gerade noch rechtzeitig erkannt, worum es geht. Es war eigentlich eine Schande, was wir zeitweise geboten haben. Aber wir haben die Kurve gekratzt."

Der Vertrag mit Red Bull Salzburg endet 2013. Es gibt eine Option. Ob er sich vorstellen könne, irgendwann wieder für Rapid zu arbeiten? "Diese Frage ist zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt gestellt."(Christian Hackl, DER STANDARD, 8. Mai 2012)