Wien - Es ist ein Match mit harten Bandagen, das beim Wiener Arbeitsmarktservice abläuft. Umkämpft ist der Chefsessel der Institution, die im laufenden Jahr 350 Millionen Euro an Fördergeld ausschüttet. Nach monatelangem Gezerre könnte am Dienstag eine Vorentscheidung fallen.

Hintergrund: Wie im gesamten AMS laufen in der Wiener Filiale die Verträge der Leiter mit 30. Juni aus. Die bisherige Chefin Claudia Finster geht in Pension. "Logische" Nachfolgerin wäre Inge Friehs, seit 18 Jahren Stellvertreterin. Für sie haben das AMS-Landesdirektorium sowie Bundesvorstand Johannes Kopf plädiert - was aber nur eine Empfehlung ist.

Im sozialpartnerschaftlich zusammengesetzten Verwaltungsrat, der für die Entscheidung zuständig ist, hat Friehs offenbar nur die Arbeitgebervertreter auf ihrer Seite. Die Gewerkschafter pushen hingegen den Arbeiterkämmerer Gernot Mitter. Beide Bewerber zählen übrigens zum SP-Lager.

Insider vermuten hinter der Gegenkandidatur den Versuch der SPÖ Wien, Einfluss aufs AMS zu gewinnen: Gerade in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit seien die Stadtpolitiker interessiert, die Mittelverteilung so zu steuern, dass sich Beschäftigungsprogramme politisch gut verkaufen ließen. Wiens Regierung preist etwa die eigene "Ausbildungsgarantie" an - knapp 90 Prozent der Kosten von 63 Millionen zahlt aber das AMS Wien.

Mit Spannung wird die Expertise eines Headhunters erwartet, der die Bewerber auf Führungsqualität abgeklopft hat: Das Ergebnis soll dem Präsidium des Verwaltungsrates heute vorliegen. Möglich ist auch, dass Außenseiterkandidatin Petra Draxl vom Sozialministerium zum Zug kommt.
Einigt sich der Verwaltungsrat nicht, kann Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SP), der sich für die Wiener Sache eingesetzt haben soll, mit einem Machtwort entscheiden. (jo, DER STANDARD, 8.5.2012)