Wien - Im Vorfeld der Hauptversammlung (HV) der Telekom Austria (TA) am 23. Mai werden selbst Kleinigkeiten zum Problem. Zum Beispiel die 886. 000 Stück von TA-Angestellten gehaltenen Aktien, die ganze 0,2 Prozent der insgesamt ausgegebenen 443 Millionen Anteilsscheine darstellen. Die Mitarbeiteraktien sind gepoolt und werden von einem "Trust-Board" verwaltet, der - typisch österreichisch - paritätisch mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern besetzt ist.

Da nicht absehbar ist, wie viel Kapital Neo-Aktionär und -TA-Aufsichtsratsmitglied Ronny Pecik hinter sich versammeln kann - offiziell haben RPR Privatstiftung und "Marathon Zwei BeteiligungsgmbH" 20,118 Prozent gemeldet -, hat ein Tauziehen um die Stimmen der Mitarbeiteraktien eingesetzt. Der TA-Führung - und mit ihr dem größten TA-Aktionär, der ÖIAG (28,42 Prozent) - liegt viel daran, dass die gepoolten Aktien das gleiche Stimmverhalten an den Tag legen wie die ÖIAG.

Das aber lehnt die Arbeitnehmervertretung ab - nicht weil sie Vorstand oder Aufsichtsrat die Entlastung verweigern will, sondern weil sie beispielsweise die Auszahlung der Dividende ablehnt. Daran ändere auch deren Halbierung nichts, gibt sich der Vorsitzende des Zentralausschusses Walter Hotz kämpferisch.

Breitband statt Dividende

Die Millionen wären im Breitband besser investiert, sagt Hotz, der - wie alle anderen Betriebsräte auch - im Aufsichtsrat stets gegen die Dividendenzahlung gestimmt hat. Auch die übliche Übertragung des Stimmrechts an den Notar - bisher stets eine Formsache - verweigerte Hotz bis dato. Gibt er bis heute, Dienstag, nicht nach, ruht das Stimmrecht für diese 0,2 Prozent in der HV.

Ob die weniger als eine Million Aktien in der HV relevant sind, ist nicht abzuschätzen. Sie könnten aber das Zünglein an der Waage sein, etwa bei der geplanten Aufstockung der Kapitalvertretermandate von acht auf zehn. Die beiden neuen Kontrollorssitze sind, wie berichtet, Pecik und dem ägyptischen Telekom-Magnaten Naguib Sawiris zugesagt.

Die Aufstockung ist nicht nur laut Satzung möglich und eine typisch österreichische Lösung, weil die ÖIAG keine der bisher allein von ihr bestimmten Vertrauensleute abziehen muss. Sie stellt vor allem eine totale Absicherung der Hoheit der Staatsholding über den Sitzungstisch dar. Denn selbst wenn die - aufgrund der Drittelparität um einen Sitz auf fünf vermehrten - gegen die ÖIAG stimmen, Pecik und Co erreichen im Aufsichtsrat nie die Mehrheit. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 8.5.2012)