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Das Bild von Ivica Dacic prangt auf einem Wahlplakat. Seine Sozialistische Partei Serbiens kam bei der Parlamentswahl auf Platz drei und fungiert wieder als Königsmacher. 

Foto: AP/Vojinovic
Graphik: STANDARD

Die Partei seines Rivalen Nikolic gewann die Wahl zum Parlament. Wahre Sieger des Sonntags sind die Sozialisten der SPS.

 

Bei der Sozialistischen Partei Serbiens (SPS) herrscht ausgelassene Stimmung. Es läuft Blasmusik, bekannte Volksmusiker treten auf. Während andere Parteien ernst die Ergebnisse der Wahlen vom Sonntag analysieren, hat den Wahlstab der SPS der Siegesrausch gepackt.

Parteichef Ivica Dacic kann seine Schadenfreude kaum verbergen. "Ich habe gezeigt, dass es in der politischen Szene Serbiens nicht nur Boris Tadic und Tomislav Nikolic gibt", sagt der Politiker mit Blick auf den bisherigen Präsidenten und dessen größten Rivalen von der Serbischen Fortschrittspartei (SNS). Die beiden müssen am 20. Mai in die Stichwahl um das Präsidentenamt.

Die SPS hat guten Grund zum Feiern. Das von ihr angeführte Bündnis liegt zwar mit 14,7 Prozent an dritter Stelle hinter den Wahllisten von Nikolics "Bewegen wir Serbien" (24 Prozent - 73 Parlamentsmandate) und "Die Wahl für ein besseres Leben" (22,3 Prozent - 68 Mandate) von Tadic, doch sie hat die Anzahl der Parlamentsmandate verdoppelt: Mit 45 von 250 Abgeordneten ist die SPS wie vor vier Jahren der Königsmacher in Serbien. Die SPS kann bei der Regierungsbildung nicht umgangen werden - es sei denn, Tadic und Nikolic einigten sich auf eine große Koalition. Das gilt nach dem schmutzigen Wahlkampf als unwahrscheinlich.

Dacic gratuliert dem französischen Wahlsieger François Hollande, gibt sich entschlossen und ein wenig arrogant - so wie es viele Serben mögen, und so, wie sein einstiger Chef Slobodan Miloševic auftrat, als dieser noch Präsident war und man Dacic den "kleinen Sloba" nannte.

Anspruch auf Premiersamt

Kaum waren die ersten Hochrechnungen am Sonntag bekannt, steckte er gegenüber seinem bisherigen Koalitionspartner Tadic seine Forderungen ab: "Wer serbischer Präsident wird, weiß ich nicht, aber ich weiß genau, wer der Premier sein wird." Und meinte sich selbst. Als Präsidentenkandidat kam er mit einer halben Million Stimmen auf Platz drei.

"Ich werde mich von niemandem erpressen lassen", erklärt Tadic in der Zentrale seiner Demokratischen Partei (DS) sichtlich verärgert wegen Dacics "Unverschämtheit". Die finsteren Mienen der Parteifunktionäre entsprechen dem Wahlergebnis: DS und ihre Verbündeten haben rund 15 Prozent Stimmanteil verloren.

Zwar gilt eine Koalition zwischen DS, SPS und einer dritten proeuropäischen Partei als wahrscheinlich. Doch wird der Preis für die DS gewaltig sein. Man werde über die Regierung erst nach der Stichwahl verhandeln, sagt Präsidentschaftskandidat Tadic, der nach der ersten Runde mit 26,7 Prozent knapp vor seinem Herausforderer Tomislav Nikolic (25,5 Prozent) liegt. Auch für Nikolic geht es um viel. Zweimal hat er schon gegen Tadic in der Stichwahl verloren, nach einem dritten Mal könnte er sich vom Image des "ewigen Verlieres" kaum befreien. (Andrej Ivanij aus Belgrad /DER STANDARD, 8.5.2012)