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Angela Merkel zeigt François Hollande schon mal die offenen Arme, mit denen sie ihn in Berlin empfangen will.

Foto: Reuters/Bensch

Kaum war François Hollande gewählt, da schwenkte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel auch schon um. Im Wahlkampf hatte sie den französischen Sozialisten gar nicht empfangen wollen und Nicolas Sarkozy unterstützt. Doch am Wahlabend rief Merkel Wahlsieger Hollande bereits an, um zu gratulieren. Außerdem bat Merkel Hollande, bald zum Besuch nach Berlin zu kommen. Am Montag erklärte sie dann, sie werde ihn mit "offenen Armen" empfangen.

Nun wird die erste persönliche Begegnung der beiden mit Spannung erwartet, sie könnte nach der Amtsübergabe noch am 15. Mai oder kurz darauf stattfinden. Im Kanzleramt hofft man, dass Hollande nicht so nachtragend ist wie US-Präsident Barack Obama.

Der hätte seine große Berliner Rede im Wahlkampf 2008 gerne vor dem Brandenburger Tor gehalten, doch Merkel hintertrieb diesen Wunsch. Als Obama dann gewählt war, fremdelten er und Merkel zunächst deutlich sichtbar.

Doch dies- wie jenseits des Rheins weiß man, dass Berlin und Paris zusammenarbeiten müssen - egal wer nun an der Spitze steht. Denn die Eurokrise ist längst noch nicht bewältigt, und jede Differenz zwischen Deutschland und Frankreich wird weltweit an den Märkten registriert.

Merkel richtete daher auch gleich mahnende Worte an ihren neuen Partner. Noch einmal betonte sie, dass sie nicht bereit sei, den EU-Fiskalpakt mit den Schuldenbremsen nach deutschem Vorbild aufzuschnüren, wie Hollande das im Wahlkampf gefordert hatte. Merkel: "Das geht einfach nicht."

Unterstützung bekommt Merkel für ihre Position in der CDU. "Wir alle wollen nachhaltiges Wachstum in Europa. Darunter dürfen aber Stabilitäts- und Haushaltsdisziplin nicht leiden, sonst erwartet uns eine neue Phase der Nervosität an den Märkten", sagt Unions-Fraktionsvize Andreas Schockenhoff (CDU). Seine Forderung an den designierten französischen Präsidenten: "Hollande muss nun schnell und unmissverständlich klarstellen, dass der Fiskalpakt nicht verändert wird."

Sichtlich erfreut über den Wahlausgang ist SPD-Chef Sigmar Gabriel. "Deine Wahl ist ein Signal des Aufbruchs mit einer Strahlkraft, die weit über Frankreich hinausreicht", heißt es in seinem Glückwunschschreiben an Hollande. Denn Merkels reiner Sparkurs habe Europa in die Krise geführt. Gabriel erhofft sich aber auch Rückenwind für die deutsche Bundestagswahl im Jahr 2013. Den deutschen Sozialdemokraten soll gelingen, was der zunächst als Außenseiter belächelte Hollande in Paris bereits geschafft hat: den Machtwechsel herbeizuführen. (Birgit Baumann aus Berlin /DER STANDARD, 8.5.2012)