Für den Posten des neuen Premiers sind mindestens fünf Namen im Gespräch.

Favorit ist offenbar der bisherige sozialistische Fraktionschef in der Nationalversammlung, Jean-Marc Ayrault (62). Der Bürgermeister von Nantes gilt als ebenso pragmatisch wie François Hollande. Bei den Grünen - möglichen Regierungspartnern - ist er umstritten, da er sich gegen scharfe Umweltproteste für den Bau eines Flughafens in Nantes einsetzt.

Gute Chancen hat auch Sozialistenchefin Martine Aubry (61). Sie steht für einen klaren Linkskurs. Bei den Franzosen gilt sie als "Mutter der 35-Stunden-Woche", obwohl sie diese - von Dominique Strauss-Kahn stammende - Idee nur in die Tat umgesetzt hatte. Laut einer neuen Umfrage wäre sie die Favoritin der Linkswähler für den Premierposten.

Als Außenseiter gilt Manuel Valls (49). Der Bürgermeister der Pariser Vorstadt Evry bewarb sich 2011 in den Primärwahlen der Parti Socialiste selbst, aber vergeblich um die Nominierung als Präsidentschaftskandidat. Im Wahlkampf war er Hollandes Spezialberater. Valls zählt zum rechten Flügel seiner Partei und genießt laut Umfragen fast mehr Sympathie bei Rechts- als bei Linkswählern.

Michel Sapin (60) ist einer der Budgetexperten der Partei, seitdem er vor fünfzehn Jahren Staatssekretär für Wirtschaftsfragen war. Der Absolvent der Eliteschule Ena wäre zweifellos der Lieblingskandidat der Finanzmärkte. Seine Nominierung als Premierminister wäre ein klares Zeichen Hollandes an ihre Adresse.

Pierre Moscovici (54) gilt als möglicher Anwärter, nachdem er den Wahlkampf Hollandes erfolgreich geleitet hat. Der Spross einer jüdischen Intellektuellenfamilie war bereits Europaminister. (brä/DER STANDARD, Printausgabe, 8.5.2012)