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Die angekohlten Reste der Unterhose, mit der sich der Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab im Jahr 2009 in einem Flugzeug in die Luft sprengen wollte.

Foto: AP/ABC News

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Ibrahim al-Asiri gilt als Drahtzieher zahlreicher Anschlagsversuche der Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel.

Foto: Reuters/Saudi Interior Ministry

Sanaa/Washington - Der US-Geheimdienst CIA hat offenbar Pläne für einen Bombenanschlag auf ein US-Passagierflugzeug verhindert. Wie die "New York Times" unter Berufung auf Geheimdienstquellen berichtet, hat Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) einen aus dem Jemen stammenden Selbstmordattentäter losgeschickt, um einen Anschlag auf eine US-Passagiermaschine durchzuführen. Der Versuch sei jedoch von der CIA und einem "befreundeten Dienst" verhindert worden, bevor der Attentäter ein Flugzeug besteigen konnte.

Der Mann hätte einen im Jemen entwickelten Sprengkörper in seiner Unterwäsche tragen sollen, der Sprengsatz sei "nicht metallisch" gewesen. Deshalb wäre er auch bei den üblichen Kontrollen an Flughäfen schwer aufspürbar gewesen. Die Bombe sei im Ausland sichergestellt worden, berichtete die US-Bundespolizei FBI in einer Mitteilung. Sie sei eine Weiterwicklung der sogenannten Unterhosenbombe, mit der zu Weihnachten 2009 ein Passagierflugzeug über Detroit in die Luft gesprengt werden sollte. Der Sprengsatz werde derzeit einer genauen "technischen und forensischen Untersuchung" unterzogen.

Um den mutmaßlichen Attentäter "müssen wir uns keine Sorgen mehr machen", sagte der republikanische US-Abgeordnete Peter T. King, Mitglied des Heimatschutz-Ausschusses, der "New York Times". Er sei am Leben, ob er sich aber in Gewahrsam eines ausländischen Geheimdienstes oder der CIA befindet, wollten die US-Behörden nicht verraten.

Präsident wurde informiert

US-Präsident Barack Obama sei über die Verschwörung im April informiert worden, sagte die stellvertretende Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, Caitlin Hayden, in einer Erklärung. Obama sei versichert worden, dass der Sprengsatz nie eine Bedrohung für die Öffentlichkeit dargestellt habe. Die Nachricht über den vereitelten Anschlag wurde nur wenige Tage nach dem Tod von Fahd al-Quso, einem wichtigen Mitglied von Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel, bekannt. Obwohl der Sprengsatz rund um den Jahrestag des Todes von Osama bin Laden gefunden wurde, gibt es laut US-Geheimdiensten keine Anzeichen dafür, dass der Anschlag am 2. Mai geplant gewesen wäre.

US-Behörden wollten keine weiteren Angaben über den vereitelten Anschlag oder den Sprengsatz machen, um künftige Anti-Terror-Einsätze nicht zu gefährden.

Anschlagsversuch 2009

Die Bauweise der Bombe und die Art des Attentatsversuchs erinnern allerdings stark an den in letzter Sekunde verhinderten Anschlag von Umar Farouk Abdulmutallab. Der Nigerianer war als sogenannter Unterhosenbomber im Februar zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er hatte am Weihnachtstag 2009 auf einem Flug von Amsterdam nach Detroit kurz vor der Landung versucht, seine mit Sprengstoff getränkte Unterhose zu zünden. Es entstand zwar ein Feuer, der Sprengstoff explodierte aber nicht wie geplant. Zudem überwältigten Passagiere den Nigerianer, eine Katastrophe wurde verhindert.

Der Mann, der hinter dem vereitelten Anschlag 2009 vermutet wurde, ist auch nun der Hauptverdächtige: Ibrahim Hassan Tala al-Asiri. Der in Riad geborene Terrorist gilt als Bombenhirn von Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel. Ihm werden neben dem Unterhosenbombenanschlag 2009 auch die vereitelten Paketbombenattentate 2010 zur Last gelegt: Mit Hilfe von saudischen Geheimdienstinformationen wurden am 29. Oktober 2010 Sprengstoffpakete in England und Dubai sichergestellt. Das Frachtgut war an jüdische Einrichtungen in den USA adressiert. 

Jemen verärgert

Mit Verärgerung haben die jemenitischen Sicherheitsbehörden auf US-Medienberichte über das fehlgeschlagene Selbstmordattentat reagiert. Aus dem jemenitischen Präsidialamt verlautete, die Regierung habe keine Informationen über einen Anschlag. Ein Beamter sagte der Nachrichtenwebsite "Yemen Post", das FBI habe keine Beweise nach Sanaa weitergeleitet. Dieses Vorgehen schade dem Ansehen der Regierung. Westliche Regierungen bezweifeln, dass alle Führungskräfte der jemenitischen Sicherheitskräfte den Kampf gegen Al-Kaida wirklich ernsthaft betreiben.  (red, derStandard.at, 8.5.2012)