Das Ende von Ankerbrot.

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Wien - Nachdem nun auch offiziell der deutsche Millionär Klaus Ostendorf als neuer Eigentümer des ins Trudeln geratenen Wiener Backriesen Ankerbrot feststeht, wurde am Freitag beim Handelsgericht Wien in der Riemergasse der Ausgleichsantrag eingebracht, teilte der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) mit. Mit der Eröffnung des Verfahrens sei aber erst am kommenden Montag zu rechnen. Per 1. Juli übernimmt dann der deutsche Backprofi Ostendorf bei Ankerbrot das Ruder. Er hat von Müller Brot 91 Prozent der Ankerbrot-Aktien übernommen. Zum neuen Vorstand wurde Libro-Kurzzeitvorstand Bernhard Chwatal geholt, der auch den Ausgleichsantrag einbringen wird.

Über seine Pläne mit Ankerbrot hat sich der neue Eigentümer bis jetzt sehr bedeckt gehalten und lediglich angekündigt "dem Unternehmen eine Zukunft geben" zu wollen. Die Gläubigerbanken (BA-CA, BAWAG/P.S.K., Erste Bank, RZB, Oberbank) hätten "durch konstruktive wie flexible Verhandlungen einen wesentlichen Beitrag zur Fortführung des Unternehmens geleistet", ließ Ostendorf nach Abschluss der Verhandlungen am Donnerstagabend mitteilen.

100 Mitarbeiter sollen tatsächlich den Job verlieren

Vom Ausgleich ist, wie berichtet, nur die Ankerbrot AG, nicht das Filialnetz, das von der 100-prozentigen Tochter Anker Snack & Coffee Gastronomiebetriebs GmbH gehalten wird, betroffen. Insgesamt beschäftigt Ankerbrot derzeit 2.048 Mitarbeiter in 201 Filialen. 300 Beschäftigte wurden im Rahmen des Frühwarnsystems beim Arbeitsmarktservice bereits vorsorglich zur Kündigung angemeldet. 100 Beschäftigte sollen tatsächlich ihren Job verlieren. Befürchtungen, wonach Ostendorf beabsichtigt, die Hälfte des Filialnetzes zu schließen, dürften sich nicht bewahrheiten. In Branchenkreisen erwartet man die Reduktion von 20 Standorten in den Bundesländern und eine Straffung des Sortiments.

Ostendorf, so heißt es, will in einer ersten Tranche 10 Mio. Euro bei Ankerbrot einbringen, wenn das Bankenkonsortium im Ausgleich auf ein Drittel seiner Forderung von 34,5 Mio. Euro (per 31.12. 2001) verzichtet. Die Gläubigerbanken würden das Fabriksgebäude, das ohnehin an sie verpfändet ist, übernehmen und an den neuen Eigentümer verleasen. Die Passiva wurden nach vorläufigen Zahlen auf 90 Mio. Euro geschätzt, die Zahl der Gläubiger beläuft sich auf 540 Betroffene. Damit ist der Ankerbrot-Ausgleich nach dem Konkurs der Grundig-Gruppe heuer die zweitgrößte Pleite Österreichs. Den Gläubigern wird eine 40-prozentige Quote zahlbar innerhalb von 2 Jahren angeboten.(APA)