Wien - Ein Künstler von bemerkenswerter Leidensfähigkeit: Als Riese von Steinfeld torkelte er auf unpraktisch hohen Schuhen über die Bühne der Staatsoper; nun waren es üppige Rokoko-Perücken, die Thomas Hampson als größten Liebhaber aller Zeiten das Bühnenleben doch um einiges schwerer machten, als er das gewohnt ist.
Die Tücken des Outfits allein mochten jedoch nicht Schuld daran gewesen sein, dass man Hampson, den leichtfüßigen Don Giovanni Salzburgs, der ebendort einen kalten Zeitgenossen in der Zone des Nihilismus facettenreich mimte, kaum mehr erkannte. Es ist wohl das Gesamtflair dieser bei den Wiener Festwochen (1999) aus der Taufe gehobenen Inszenierung von Roberto de Simone, die sich an die Staatsoper hinübergerettet hat, das seine lähmende Wirkung entfaltete.
Plötzlich war auch Hampson eine klischeehafte Opern- figur, voll steifer Galanterie und eiskalter Konvention. Nur zum Schluss hin, da begibt er sich bei diesem Kostümschinken in die Tiefen des Giovanni-Charakters und überzeugt, wobei ihm an diesem Abend doch auch etwas die gewohnte lyrische Kraft fehlte. Sicher: Angelika Kirchschlager (als Zerlina) und Soile Isokoski (als Donna Elvira) agierten mitunter über dem rein Soliden (Ricarda Merbeth als Donna Anna nicht unbedingt). Und zweifellos gefielen Ildebrando D'Arcangelo (als Leporello) wie auch Dan Paul Dumitrescu (als Komtur).
Allerdings, angesichts der szenischen Fadesse und der etwas zahmen Ideen von Dirigent Seiji Ozawa (für ihn gab es sogar Buhs) muss man die Summe der szenisch-musikalischen Abendteile als mittelmäßig einstufen. (tos)
Weitere Vorstellungen: 20., 22.,
24. und 26. Juni; 19 Uhr