Ljubljana - In der Affäre um die vom Vatikan verhängten Sanktionen gegen zwei pensionierte slowenische Erzbischöfe kommen immer mehr Details ans Tageslicht. Im Hintergrund der angeordneten Isolation für den früheren Erzbischof von Ljubljana (Laibach), Alojz Uran (2004-2009), sollen dessen angeblichen Kinder stehen, berichtet die Tageszeitung "Dnevnik" am Dienstag unter Berufung auf kirchliche Kreise. Zunächst war lediglich bekannt, dass es sich bei Uran um "moralische Gründe" handeln soll.

Uran, der im November 2009 nach offizieller Erklärung aus Gesundheitsgründen zurückgetreten war, soll wegen eines Streits mit dem Heiligen Stuhl abberufen worden sein. Der Vatikan verlangte, dass sich Uran einer geforderten Vaterschaftsfeststellung unterzieht, so "Dnevnik". Während der ehemalige Laibacher Erzbischof Uran über die Gründe seiner Absetzung schweigt, bestreitet sein Nachfolger Anton Stres die Gerüchte. Im November 2010, als "Dnevnik" den aktuellen Erzbischof befragte, ob ihm bekannt sei, dass Uran Kinder haben soll, kam ein Dementi aus der Erzdiözese. Stres weise die Gerüchte über angebliche Kinder von Uran als "unbegründetes Verleumdung und unzulässige Beschmutzung seines Rufes" zurück, hieß es damals.

Finanzdebakel von Kramberger

Die Gründe für die Sanktionierung des ehemaligen Erzbischofs von Maribor (Marburg), Franc Kramberger (2006-2011), sind unterdessen seit längerem öffentlich bekannt: er wird wegen der Finanzdebakel in seinem Erzbistum zur Verantwortung gezogen. Kramberger war im Februar 2011 zurückgetreten, als bekanntwurde, dass die Erzdiözese Maribor über Beteiligungen an Problem-Firmen Schulden in Millionenhöhe anhäufte. Die Erzdiözese Maribor soll Medienberichten zufolge wegen missglückten Finanzgeschäften ihrer Unternehmen 800 Mio. Euro Schulden angehäuft haben.

Der Heilige Stuhl soll Medienberichten zufolge den beiden früheren Erzbischöfen mit einem Dekret von Ende April auferlegt haben, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. Uran und Kramberger wurden ihre bischöflichen Insignien und ihre Mitgliedschaft in der slowenischen Bischofskonferenz entzogen. Uran und Kramberger müssen ihren Bischofsring und Bischofsstab ablegen und dürfen den Gottesdienst nicht mehr öffentlich feiern, berichtete die Tageszeitung "Delo" am Montag.

Rückzug aus Kloster verlangt

Die slowenische Bischofskonferenz hat am Montag, als "Delo" erstmals über die Sanktionen berichtete, zunächst die Namen der Betroffenen bestätigt, später aber den gesamten Inhalt des Zeitungsberichts dementiert. "Die slowenische Bischofskonferenz hat in Zusammenhang mit den beiden Erzbischöfen kein Dekret über ein Rückzug oder Sanktionen erhalten", teilte sie am Montag mit. Die Erzbischöfe hätten sich bereits bei ihrer Pensionierung ins Privatleben zurückgezogen, hieß es weiter. Die Bischofskonferenz hat für heute eine Pressekonferenz zu dem Thema einberufen.

Die Rüge aus Vatikan ist laut "Dnevnik", die sich auf verschiedene zuverlässige Quellen beruft, trotzt der Erklärungen der slowenischen Kirche ein Faktum. Der Heilige Stuhl hätte zwar die Dekrete nicht direkt an die Bischofskonferenz adressiert, doch hätte die Leitung der Bischofskonferenz schriftliche Anweisungen bekommen, dass sich die Erzbischöfe ins Privatleben zurückziehen müssen, was in der Kirche üblicherweise als ein Rückzug in ein Kloster bedeutet, so "Dnevnik". Bis unlängst waren die beiden Ex-Erzbischöfe trotzt Pensionierung in der Öffentlichkeit aktiv gewesen. Bei dem Jahrestreffen der slowenischen Bischöfe mit Staatspräsident Danilo Türk am 26. April waren sie aber trotz ursprünglicher Ankündigung nicht mehr dabei gewesen, berichtet die Zeitung. (APA, 8.5.2012)